Migration Teilräumung des Flüchtlingslagers von Calais kommt

Calais · Hütte für Hütte, Zelt für Zelt - für die Räumung von Teilen des Flüchtlingscamps in Calais nehmen sich Arbeiter und Sicherheitskräfte Zeit. Nach ersten Auseinandersetzungen bleibt es zunächst ruhig.

 Mehrfach mussten Feuer im Lager gelöscht werden.

Mehrfach mussten Feuer im Lager gelöscht werden.

Foto:  Yoan Valat

Unter hohem Polizeischutz hat Frankreich die Teilräumung des Flüchtlingslagers von Calais fortgesetzt. Anders als zum Wochenbeginn lief die Aktion zunächst ohne größeren Widerstand ab, wie Unterpräfekt Vincent Berton bei einem Besuch am Ort des Geschehens sagte.

Arbeiter rissen die Behelfsunterkünfte eine nach der anderen ab. Auch die Nacht zuvor war weitgehend ruhig verlaufen, wie die Präfektur mitteilte. Am frühen Morgen habe es einige Wurfgeschosse auf Sicherheitskräfte gegeben, zudem seien zwei bis drei Zelte abgebrannt. Die Betroffenen wollten sie wohl lieber selbst zerstören, hieß es.

In Calais sammeln sich seit Jahren Menschen, die illegal nach Großbritannien gelangen wollen. Sie versprechen sich dort bessere Chancen, viele wollen deshalb kein Asyl in Frankreich beantragen. Nach Behördenangaben halten sich derzeit etwas weniger als 4000 Migranten dort auf. Sie leben unter teils Slum-ähnlichen Bedingungen.

Die Behörden hatten vergangene Woche vor Gericht grünes Licht dafür bekommen, den südlichen Teil des Lagers zu räumen. Unterpräfekt Berton betonte, die Bedingungen dort seien gesundheitsschädlich. Von den etwa sieben bis acht Hektar, die geräumt werden sollen, sei etwa ein Hektar geschafft.

Vor allem am Montag, dem ersten Tag der Räumung, war es zu Auseinandersetzungen zwischen Migranten, Aktivisten und der Polizei gekommen. Dabei setzte die Polizei auch Tränengas ein. Mehrfach mussten Feuer in diesem Teil des Lagers gelöscht werden.

Innenminister Bernard Cazeneuve hatte bekräftigt, die Arbeiten würden trotz des Widerstands "in Ruhe und mit System" fortgesetzt. Die Räumung soll sich längere Zeit hinziehen. Die Migranten sollen in Aufnahmezentren untergebracht werden, die im ganzen Land eröffnet wurden.

Betroffen sind nach offiziellen Angaben bis zu 1000 Flüchtlinge, Hilfsorganisationen warnen jedoch, dass dort in Wahrheit viel mehr Menschen leben. Viele von ihnen seien nicht bereit, ihr Ziel Großbritannien aufzugeben, sagte De Coninck von der Hilfsorganisation Secours Catholique. Sie zögen deshalb einfach in den nördlichen Teil des Lagers um. "Man verschiebt nur das Problem", kritisierte er. Die vom Staat angebotenen Alternativen reichten nicht aus.

Nach Angaben der Behörden wurden seit Oktober mehr als 2800 Menschen mit Bussen in die Aufnahme- und Orientierungszentren gebracht, wo sie dann beispielsweise Unterstützung beim Asylantrag bekommen können. In dieser Woche waren es bis einschließlich Dienstag 65.

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