Mildere Töne Tillerson: Regierungswechsel in Nordkorea ist nicht das Ziel

Washington/Peking · Anders als sein Chef schlägt US-Außenminister Tillerson deutlich mildere Töne gegenüber Nordkorea an. China will sich indes Kritik aus Washington nicht mehr gefallen lassen - und sieht das Verhältnis zu den USA gefährdet.

 Ein Regierungswechsel in Nordkorea sei nicht das Ziel der USA, sagt US-Außenminister Rex Tillerson.

Ein Regierungswechsel in Nordkorea sei nicht das Ziel der USA, sagt US-Außenminister Rex Tillerson.

Foto: Jacquelyn Martin

US-Außenminister Rex Tillerson hat angesichts der wachsenden Spannungen mit Nordkorea versichert, dass ein Regierungswechsel in Pjöngjang nicht Ziel der USA sei.

"Uns geht es nicht um einen Zusammenbruch des Regimes. Uns geht es nicht um eine beschleunigte Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel", sagte Tillerson in Washington. Man wolle der nordkoreanischen Regierung vermitteln, dass man nicht ihr Feind sei.

An die Adresse Pjöngjangs gerichtet fügte Tillerson hinzu: "Wir sind keine Bedrohung für euch, aber ihr stellt eine unzumutbare Bedrohung für uns dar, auf die wir reagieren müssen." Washington suche nicht nach einem Vorwand für einen Einsatz des US-Militärs. Die USA wollten "friedlichen Druck" auf Nordkorea ausüben, um die Regierung zu Gesprächen zu bewegen. Eine Bedingung dafür müsse aber sein, dass das Land sich dazu bereit erkläre, sein Atomprogramm aufzugeben.

Nach zwei Atomversuchen und zahlreichen Raketentests durch das international isolierte Land seit dem vergangenen Jahr ist die Lage sehr angespannt. Am Freitag testete Nordkorea zum zweiten Mal binnen eines Monats eine Interkontinentalrakete. In der vergangenen Woche drohte Pjöngjang den USA offen mit einem Atomangriff. Sollten die Amerikaner weiter versuchen, einen Regierungswechsel herbeizuführen, werde Nordkorea mit einem Gegenangriff reagieren, hieß es.

Tillerson war in seinen Äußerungen deutlich zurückhaltender als andere US-Regierungsmitglieder in den vergangenen Tagen. Zeitgleich zu seinem Auftritt äußerte sich auch Präsident Donald Trumps Sprecherin Sarah Sanders zu Nordkorea. Sie betonte, es lägen nach wie vor alle Optionen auf dem Tisch. Diese Formulierung schließt eine Militäraktion ein.

Trump erntete scharfe Kritik aus Peking, weil er gesagt hatte, China tue zu wenig, um den Konflikt zu lösen. Trumps Behauptung sei "falsch"​, schrieb die parteinahe Tageszeitung "China Daily"​ am Mittwoch in einem Leitartikel. Peking haben allen Grund, sich ungerecht behandelt zu fühlen, "​weil es fleißig daran gearbeitet hat, eine friedliche Lösung der Krise zu vermitteln"​.

Die Solidarität, die sich zwischen China und den USA wegen Pjöngjangs Atomprogramm gebildet habe, würde "bröckeln"​, weil die Anschuldigungen Washingtons gegen Peking nicht endeten.

Trump hatte China am Wochenende nach dem jüngsten Raketentest seines Verbündeten Nordkorea mit deutlichen Worten gewarnt. "Ich bin sehr enttäuscht von China", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. China erziele jährlich Hunderte Milliarden Dollar im Handel mit den USA, würde aber im Fall Nordkorea nichts für sein Land tun - außer zu reden. "Wir werden das nicht länger zulassen, China könnte das Problem leicht lösen", twitterte Trump.

Die US-Regierung setzte in dem Konflikt zuletzt verstärkt auf diplomatischen Druck aus China. Washington geht davon aus, dass Peking großen Einfluss auf Nordkorea hat, auch weil rund 80 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels über China laufen.

Allerdings schlug Tillerson gegenüber Peking deutlich mildere Töne an als sein Präsident. Man mache China nicht für die Situation in Nordkorea verantwortlich, das habe man gegenüber der chinesischen Regierung deutlich gemacht, sagte er. Die USA glaubten aber, dass China Möglichkeiten habe, Einfluss auf Pjöngjang auszuüben.

Inmitten der wachsenden Spannungen testeten die USA am Mittwochmorgen eine Langstreckenrakete. Die Rakete vom Typ "Minuteman 3" sei vom Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien gestartet und etwa 6780 Kilometer weiter südwestlich auf einem Testgelände in der Nähe der Marshallinseln im Pazifik niedergegangen, teilte das US-Militär mit.

Der Test sei keine Reaktion auf die jüngsten Handlungen der nordkoreanischen Regierung gewesen, betonte die Luftwaffe in einer Mitteilung. Er zeige aber, dass die USA in der Lage seien, sich selbst und Verbündete gegen Angriffe zu verteidigen. Es war der vierte solche Versuch in diesem Jahr.

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