Nach Wochen der Eskalation Tillerson: USA jederzeit zu Gesprächen mit Nordkorea bereit

Washington/Peking · Während Südkoreas Präsident Moon Jae In in Peking über die Nordkorea-Krise berät, kommen aus den USA plötzlich versöhnliche Töne: Gespräche mit Pjöngjang seien jederzeit denkbar. Wie realistisch sind Verhandlungen?

 Worüber gesprochen wird, ist für den US-Außenminister zweitrangig: "Lasst uns einfach zusammenkommen."

Worüber gesprochen wird, ist für den US-Außenminister zweitrangig: "Lasst uns einfach zusammenkommen."

Foto: Manuel Balce Ceneta

Im Streit über die Atomwaffen Nordkoreas hat US-Außenminister Rex Tillerson dem abgeschotteten kommunistischen Regime neue Gesprächsbereitschaft signalisiert.

"Wir sind für ein erstes Treffen ohne Vorbedingungen bereit. Lasst uns einfach zusammenkommen", sagte Tillerson in einer Ansprache im außenpolitischen Forschungsinstitut Atlantic Council. Das Thema der Gespräche spiele keine Rolle, solange sich beide Seiten gegenüber säßen. Unterhändler könnten dann gemeinsam Ziele abstecken.​​

Die Spannungen in der Region hatten sich in den vergangenen Monaten deutlich verschärft, nachdem Nordkorea mehrfach Raketen sowie Anfang September eine weitere Atombombe getestet und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Nordkorea kann nach eigenen Angaben jetzt das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen.

Tillersons machte die Bemerkungen kurz vor dem ersten Staatsbesuch des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In in China. Moon war am Mittwoch in Peking eingetroffen, um während seines viertägigen Besuchs mit der chinesischen Führung neben bilateralen Themen auch über die Nordkorea-Kirse zu sprechen.

Moon befindet sich in einer Zwickmühle: Ein Streit wegen der Stationierung eines neuen US-Raketenabwehrsystems in Südkorea hatte die Beziehungen zu China monatelang belastet. Die Wiederherstellung des Vertrauens habe deshalb bei seinem Besuch Vorrang, hatte Moon vor seiner Abreise gesagt. Gleichzeitig will Moon aber auch seine US-Verbündeten nicht verärgern.

Die Aufstellung des Abwehrsystems THAAD sei eine "unvermeidliche" Entscheidung für Südkorea gewesen, um sich gegen potenzielle Raketenangriffe durch Nordkorea zu schützen.

Peking hatte wiederholt die Stationierung kritisiert, weil das zu THAAD gehörende Radarsystem den Luftraum weit nach China hinein ausspionieren kann. Trotz der Differenzen hatten sich Seoul und Peking Ende Oktober darauf geeinigt, den Austausch und die Zusammenarbeit in allen Bereichen wiederherzustellen.

Trotz einer Verschärfung der internationalen Sanktionen hatte Nordkorea Ende November erneut eine Interkontinentalrakete getestet. Die Führung erklärte kurze Zeit später, das Land könne jetzt das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen.

Nach einem Wirtschaftsforum am Mittwoch wird Moon am Donnerstag zu Gesprächen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zusammenkommen.

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