Deutsche Sprache in den USA Trump-Anhänger rufen "Lugenpresse"

Washington · Zwischen Montana und Miami findet man immer noch Zeitgenossen, denen deutsche Ausdrücke fließend über die Lippen gehen. Nun haben die Amerikaner ein neues deutsches Wort gelernt: "Lugenpresse".

Kaffeeklatsch, Weltanschauung, Kindergarten, Poltergeist, Waldsterben, Doppelgänger, Schadenfreude, Angst – vielen Amerikanern vor allem älterer Jahrgänge gehen die sprachlichen Exportgüter Deutschlands mit Akzent zwar, aber doch fließend über die Lippen.

Weil Deutsch einst die stärkste Minderheitensprache in den Staaten war und etwa 50 Millionen Amis Vorfahren in „good old Germany“ haben, findet man zwischen Montana und Miami immer noch Zeitgenossen, die auch mit „Fahrvergnügen“ (aus der Autowerbung) und „Vergangenheitsbewältigung“ etwas anfangen können. Letztere sorgt gerade für gemischte Gefühle bis Entsetzen.

Angestachelt durch den Verunglimpfungswahlkampf des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, der seit Monaten die Medien mit pauschalen, ehrabschneidenden Urteilen überzieht, hat am Wochenende in Cleveland zum ersten Mal das historisch kontaminierte und von Pegida & Konsorten okkupierte „Lügenpresse“ Eingang in den Sprachgebrauch des hiesigen Clinton-Hassers und Wutbürgers gefunden.

Ein Mann in Trump-typischer „Make America great again“-Montur schrie in Cleveland eine Reporterin mit der Vokabel an, die ihren Ursprung in finsteren Zeiten des Nationalsozialismus hat. Nicht ohne einen jüngeren Mitstreiter zu fragen: „Habe ich das richtig ausgesprochen?“. Antwort: „Ja, das hast du.“ Hat er natürlich nicht, weil Amerikaner keine Umlaute können. „Lugenpresse“, so fürchtet die Washington Post, wird in den Tagen vor der Wahl noch reichlich zu hören sein. Dabei haben Trump-treue Büchsenspanner längst eine zumindest lautmalerisch attraktivere Alternative im Angebot: „Pinocchio Presse“. Dann würde wohl Italien die Nase rümpfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort