Wahlkampfveranstaltung von Trump TikTok-Nutzer sollen für leere Sitze in Tulsa gesorgt haben

Oakland · Mehr als eine Million Menschen hätten bei Trumps erstem Auftritt seit Monaten dabei sein wollen, hatte das Wahlkampfteam des US-Präsidenten mitgeteilt. Dann gab es leere Ränge in der großen Halle. Haben vor allem Jugendliche für die Blamage gesorgt?

 Bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Tulsa blieben viele Sitze leer.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Tulsa blieben viele Sitze leer.

Foto: dpa/Evan Vucci

Haben Jugendliche, Nutzer des sozialen Netzwerks TikTok und Fans koreanischer Popmusik den Präsidenten der USA alt aussehen lassen?

Während mehr als einer Woche vor Donald Trumps erstem Wahlkampfauftritt in drei Monaten am Samstag in Tulsa (Oklahoma) haben diese technikaffinen Gruppen - überwiegend Trump-Gegner - dazu aufgerufen, sich für Tickets für die Veranstaltung registrieren zu lassen, an der sie aber nicht teilnehmen wollten. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sie für die geringe Zuschauerzahl verantwortlich sind - ihr Streich könnte aber die Erwartungen des Wahlkampfteams an die Zahl der Teilnehmer nach oben getrieben haben.

In der Arena BOK Center in Tulsa, die 19 000 Sitze umfasst, waren am Samstag zahlreiche Sitze leer geblieben. Der Sprecher der Feuerwehr von Tulsa, Andy Little, sagte, weniger als 6200 Menschen seien in der Arena gewesen. Die Stadt hatte 100 000 Menschen im Zentrum erwartet.

„Meine 16-jährige Tochter und ihre Freunde in Park City Utah haben Hunderte Tickets. Ihr seid von Amerikas Jugendlichen reingelegt worden“, twitterte der frühere Wahlkampfstratege der Republikaner Steve Schmidt am Samstag. Der Tweet bekam mehr als 100 000 Likes, viele antworteten, sie oder ihre Kinder hätten das gleiche getan.

Am Telefon sagte Schmidt am Sonntag, der Auftritt sei ein „absolutes Desaster“ gewesen. Einige Tage zuvor hatte Trumps Chef-Wahlkampfmanager Brad Parscale getwittert, mehr als eine Million Menschen hätten Tickets für den Auftritt bestellt.

Ein Sprecher von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden, Andrew Bates, sah in der geringen Beteiligung ein Zeichen schwächerer Unterstützung Trumps durch die Wähler. „Donald Trump hat die Führung aufgegeben und es ist keine Überraschung, dass seine Unterstützer damit reagiert haben, ihn aufzugeben“, sagte Bates.

Trumps Wahlkampfteam machte „Fake News Medien“ dafür verantwortlich, die die Menschen wegen des Coronavirus und der Proteste gegen rassistische Polizeigewalt im Land vor der Teilnahme gewarnt hätten. „Linke und Online-Trolle, die einen Freudensprung vollführen im Glauben, irgendwie die Teilnehmerzahl beeinflusst zu haben, wissen nicht, worüber sie sprechen und wie unsere Kundgebungen funktionieren“, schrieb Wahlkampfmanager Parscale.

Nutzer sozialer Medien sind wahrscheinlich nicht davon überrascht, wie junge und teils auch ältere Menschen sich mobilisierten, um den Präsidenten zu trollen. Sie nutzten nicht nur TikTok, sondern auch Twitter, Instagram und Facebook. Fans koreanischer Popmusik, auch K-Pop genannt, habe eine massive, koordinierte Online-Gemeinschaft, der ein spitzer Sinn für Humor nachgesagt wird. Sie erwiesen sich jüngst als unerwartete Verbündete der Black-Lives-Matter-Bewegung („Schwarze Leben zählen“) gegen rassistische Polizeigewalt in den USA.

In den vergangenen Wochen wurden auf ihren Plattformen nicht nur die Lieblingsstars, sondern auch die Protestbewegung unterstützt. Sie fluteten rechte Hashtags wie „White Lives Matter“ („Weiße Leben zählen“) mit kurzen Videos und Memes der K-Pop-Stars. Viele der Nachrichten in sozialen Medien wiesen darauf hin, dass Trumps Auftritt ursprünglich für den 19. Juni geplant war. Am sogenannten Juneteenth wird des Endes der Sklaverei in den USA gedacht. Tulsa war 1921 Schauplatz eines der schlimmsten Angriffe auf Schwarze in der Geschichte der USA.

Die ursprüngliche Idee könnte allerdings von einer Frau aus Iowa gekommen sein. Die Website „Iowa Starting Line“ fand ein TikTok-Video vom 11. Juni, in dem die 51-jährige Mary Jo Laupp aus Fort Dodge dazu aufrief, dass Menschen kostenlose Tickets buchen sollten, um „sicherzustellen, dass da leere Sitze sind“. Das Video bekam mehr als 700 000 Likes.

(dpa)
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