Treffen in Washington Trump und Duda üben scharfe Kritik an Nordstream 2

Washington · Der Bau der Ostsee-Pipeline Nordstream 2 ist ein Rotes Tuch für die USA - wie auch für Polen. Die Präsidenten beider Ländern machten noch einmal klar, was sie von dem Projekt halten. Und von denen, die es ermöglicht haben.

 US-Präsident Donald Trump (r) und sein polnischer Amtskollege Andrzej Duda im Weißen Haus in Washington.

US-Präsident Donald Trump (r) und sein polnischer Amtskollege Andrzej Duda im Weißen Haus in Washington.

Foto: Evan Vucci/AP

US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag erneut schwere Vorwürfe gegen Deutschland wegen der Zustimmung zum Bau der Pipeline Nordstream 2 erhoben.

"Es ist sehr unglücklich für das deutsche Volk, dass Deutschland Milliarden und Abermilliarden Dollar für seine Energie an Russland zahlt", sagte Trump vor einem Gespräch mit Polens Staatspräsident Andrzej Duda im Weißen Haus.

"Wir glauben nicht, dass das angemessen ist", sagte Trump. Es sei "eine schlechte Sache" für die Menschen in Deutschland. "Die Vereinigten Staaten und Polen bekennen sich zutiefst zu Energie-Diversität in ganz Europa", sagte Trump. Kein Land sollte von einem einzigen Versorger abhängig sein, sagte er mit Blick auf eine angebliche russische Dominanz in Europa.

Duda kritisierte den Bau von Nordstream mit ebenso scharfen Worten. Er sei nicht ökonomisch motiviert sondern "einzig und alleine durch politische Erpressung" zustande gekommen, beklagte er. Die Pipeline bedeute "eine riesige Bedrohung" für die Energiesicherheit Polens. Er sei froh, dass Polen auch Gas von den USA bekommen könne.

Die Nordstream-2-Pipeline führt unter der Ostsee von Russland bis nach Greifswald in Deutschland unter Umgehung Polens und der Ukraine. Das Projekt soll Ende 2019 fertig werden. Trump forderte Duda auf, daran zu arbeiten, die Handelsbeschränkungen in der EU für Energie aus den USA zu lockern. Es wird spekuliert, dass die USA auch über Sanktionen versuchen könnten, die Fertigstellung zu verhindern oder zu verzögern.

Die USA versuchen derzeit verstärkt, ihr im Überfluss vorhandenes Gas in Europa zu verkaufen. Im November vergangenen Jahres war ein über fünf Jahre laufender Liefervertrag mit Polen unterzeichnet worden. Polen hat ein eigenes Terminal gebaut, wo Schiffe mit US-Gas an Bord anlegen können. Von dort soll den Plänen zufolge amerikanisches Gas auch in andere Länder Europas weitervertrieben werden. "Wir sind jetzt der größte Energieproduzent der Welt", stellte Trump fest. Über den Verkaufspreis des über den Atlantik verschifften Gases herrscht Stillschweigen.

Die von Trump unterstellte Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen entspricht nicht der Realität. Trump hatte stets behauptet, Deutschland beziehe bis zu 70 Prozent seiner Energie aus Russland. Tatsächlich sind es nach offiziellen deutschen Angaben 23 Prozent.

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