Kommentar zur Bedeutung der Kanzlerin für den US-Wahlkampf Trump und Merkel

Meinung | Bonn · Angela Merkel wird im Ausland immer wieder mal als Feindbild inszeniert. Auch von Donald Trump. Deutschland und die Kanzlerin werden es verschmerzen.

Es ist irgendetwas an Angela Merkel, das sie für politische Kampfreden jenseits der deutschen Grenzen interessant macht. Erst waren es die Griechen, solange es um die Rettung ihres Staatshaushalts ging. Dann folgten die Ungarn und die Polen. Anschließend waren es Erdogan und weitere türkische Politiker, die Merkel gerne zur Drohkulisse aufbliesen.

Jetzt hat Donald Trump die Kanzlerin für sich entdeckt. Sein Bild von Deutschland ist für Bewohner dieses Landes mindestens erstaunlich. Aber um Fakten geht es ja auch gar nicht, sondern um Stimmungen.

Die nehmen die deutschen Medien gerne auf und berichten im beinahe empörten Ton, was jetzt gerade wieder gegen Angela Merkel ins Feld geführt wird – auch wenn es nur um etwa anderthalb Sätze einer langen außenpolitischen Wahlkampfrede geht.

Muss man sich deswegen über Trump aufregen? Wohl eher nicht. In Deutschland achtet man gerne darauf, wie man als Volk im Ausland so ankommt. Man möchte immer mal wieder gelobt werden. Als gewesenes Schmuddelkind der Geschichte ist das ein offenbar tief eingeübter Reflex. Und es ist ja auch richtig, als starkes Land die Interessen der anderen Nationen zu beachten und zu respektieren.

Ansonsten zeigen Trumps Ausfälle gegen Merkel nur die gewachsene Bedeutung Deutschlands. Helmut Kohl oder Gerhard Schröder waren für amerikanische Wahlkämpfe meist ungeeignet. Deutschland machte sich gerne klein. Merkel hat diese Chance nicht mehr und muss dafür den Kopf hinhalten. Sie wird es verschmerzen und Deutschland auch.

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