Explosionen Türkei geht nach Anschlag von Ankara hart gegen PKK vor

Istanbul · Luftangriffe, Festnahmen, Militäroperationen: Nach dem Anschlag von Ankara verschärft die Türkei den Kampf gegen die PKK. Die Zahl der Toten des Anschlags ist unterdessen weiter gestiegen.

 Am Tag danach: Spurensicherung am Anschlagsort in Ankara.

Am Tag danach: Spurensicherung am Anschlagsort in Ankara.

Foto:  Sedat Suna

Nach dem verheerenden Autobomben-Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara eskaliert der Konflikt mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Nur Stunden nach dem Anschlag mit mindestens 37 Toten flog die türkische Luftwaffe Angriffe auf PKK-Stellungen im Nordirak, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Die regierungsnahe Zeitung "Sabah" berichtete am Montag, es werde vermutet, dass eine Selbstmordattentäterin der PKK die Tat in Ankara verübt habe. Der Anschlag wurde international verurteilt.

Im Zusammenhang mit dem Anschlag nahm die Polizei in der südosttürkischen Stadt Sanliurfa vier Menschen fest, wie Anadolu berichtete. Sie würden verdächtigt, den bei dem Selbstmordanschlag eingesetzten Wagen gekauft zu haben.

In der kurdisch geprägten Südosttürkei bereitete das Militär neue massive Einsätze gegen die PKK vor. Über die Stadt Sirnak verhängte die Regierung dafür auf unbestimmte Zeit eine Ausgangssperre, wie sie bereits in der Nacht zum Montag in den Städten Nusaybin und Yüksekova in Kraft trat. In Nusaybin und Yüksekova wurden nach Armeeangaben vom Montag insgesamt 19 PKK-Kämpfer getötet.

Anadolu meldete weiter, bei Anti-Terror-Einsätzen gegen die PKK in Istanbul und weiteren Städten seien 79 Verdächtige festgenommen und mehrere Waffen beschlagnahmt worden. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag in Ankara. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe "konkrete Informationen über die Terrororganisation, die diesen feigen Angriff ausgeführt hat". Nähere Angaben machte er unter Verweis auf die noch laufenden Ermittlungen nicht.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte nach dem Anschlag von Ankara an: "Unser Staat wird sein Recht auf Selbstverteidigung gegen alle Arten von terroristischen Bedrohungen nie aufgeben." Weiter hieß es in der Mitteilung: "Der Terrorismus wird in die Knie gezwungen werden."

"Sabah" schrieb, die Attentäterin habe sich zwischen zwei voll besetzten Linienbussen in einem weißen BMW in die Luft gesprengt, der mit TNT beladen gewesen sei. Erst vor knapp einem Monat hatte in Ankara ein Selbstmordattentäter ebenfalls eine Autobombe gezündet und 29 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu dieser Tat bekannte sich die aus der PKK hervorgegangene Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK). Die TAK hatte damals zugleich weitere Anschläge angekündigt.

Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu sagte am Montag, drei Schwerverletzte seien in der Nacht in Krankenhäusern gestorben. Unter den insgesamt 37 Toten sei mindestens ein Selbstmordattentäter. 48 der mehr als 120 Verletzten würden weiter in Krankenhäusern behandelt, 15 davon auf der Intensivstation.

Die Gewalt in der Türkei eskaliert im Südosten des Landes, sie erfasst aber zunehmend auch die Metropolen. Am 12. Januar hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, zwölf deutsche Touristen kamen dabei ums Leben. Diese Tat wurde der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeschrieben.

Das gilt ebenso für einen Selbstmordanschlag im Oktober vergangenen Jahres in Ankara, der einer pro-kurdischen Demonstration galt. Bei dem schwersten Anschlag in der Geschichte der türkischen Republik kamen mehr als 100 Menschen ums Leben.

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