Erdgasstreit im Mittelmeer Türkei sucht Merkels Vermittlung

Berlin · Die Türkei kämpft im Streit mit Griechenland gegen eine zunehmende internationale Isolation. Frankreich verstärkte am Donnerstag seine Militärpräsenz im östlichen Mittelmeer, um Athen im Konflikt mit Ankara beizustehen. Die EU will sich an diesem Freitag mit der Frage von Sanktionen gegen die Türkei befassen.

 Ein vom türkischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Bild zeigt die „Oruc Reis“ in Begleitung mehrerer Kriegsschiffe im östlichen Mittelmeer.

Ein vom türkischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Bild zeigt die „Oruc Reis“ in Begleitung mehrerer Kriegsschiffe im östlichen Mittelmeer.

Foto: dpa/-

Die Türkei kämpft im Streit mit Griechenland gegen eine zunehmende internationale Isolation. Frankreich verstärkte am Donnerstag seine Militärpräsenz im östlichen Mittelmeer, um Athen im Konflikt mit Ankara beizustehen. Die EU will sich an diesem Freitag mit der Frage von Sanktionen gegen die Türkei befassen, außerdem bemüht sich Griechenland um Rückendeckung der USA. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will deshalb Bundeskanzlerin Angela Merkel als Vermittlerin gewinnen.

Nach einem Telefonat Erdogans mit Merkel teilte das türkische Präsidialamt am Donnerstagnachmittag mit, Erdogan habe in dem Gespräch mit der Kanzlerin für eine Lösung der Probleme „auf der Basis des Völkerrechts, der Gerechtigkeit und des Dialogs“ geworben. Merkel hatte sich bereits Ende Juli als Vermittlerin eingeschaltet und eine vorübergehende Beruhigung der Lage erreicht. Inzwischen eskalieren die Spannungen aber wieder. Auch mit EU-Ratspräsident Charles Michel wolle er telefonieren, sagte Erdogan am Donnerstag in einer Rede vor Funktionären seiner Regierungspartei AKP in Ankara.

Inhaltlich wich Erdogan nicht von seiner Linie ab. Er warf den Griechen „Heimtücke“ vor und sagte, die Türkei werde auf ihren Hoheitsrechten bestehen. Die Türkei sei nicht auf eine militärische Konfrontation aus. Verantwortlich für die Spannungen aber seien allein Griechenland und Zypern. Die griechischen Hoheitsansprüche seien „lächerlich und haltlos“. Noch vor Ende des Monats will er Lizenzen für neue Gassondierungen in Gewässern vergeben.

Nun droht eine neue Konfrontation. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schickte die Fregatte „Lafayette“ sowie zwei Kampfflugzeuge zur Unterstützung von Griechenland ins östliche Mittelmeer. Die französischen Soldaten hielten am Donnerstag vor Kreta mit griechischen Verbänden ein Manöver ab. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis bedankte sich bei Macron und nannte Macron einen „wahren Freund Griechenlands“ und einen „Verteidiger der europäischen Werte und des Völkerrechts“.

Macrons Parteinahme für Griechenland zeigt, dass sich ein Bündnis gegen die Türkei formiert. An diesem Freitag kommen die EU-Außenminister auf Initiative Athens per Videoschalte zu einem Dringlichkeitstreffen zusammen. Griechenland, Zypern und Frankreich fordern Sanktionen gegen die Türkei. Ebenfalls am Freitag trifft der griechische Außenminister Nikos Dendias seinen amerikanischen Kollegen Michael Pompeo in Wien.

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