Nordkoreas Machthaber Kim Jon-un Überraschende Töne aus Pjöngjang

Peking · Nordkoreas Diktator will sich für ein weltweites Ende der Atomwaffen einsetzen und macht sich für einen Dialog mit Südkorea stark. Dort schenkt man seinen Worten allerdings keinen Glauben.

 Zum ersten Mal seit 36 Jahren ist der Parteikongress in Pjöngjang zusammengekommen. Machthaber Kim Jong-un nutzte das Forum zu versöhnlichen Tönen.

Zum ersten Mal seit 36 Jahren ist der Parteikongress in Pjöngjang zusammengekommen. Machthaber Kim Jong-un nutzte das Forum zu versöhnlichen Tönen.

Foto: dpa

Kann ein Spitzenpolitiker innerhalb von nur zwei Tagen eine so drastische Kehrtwendung vornehmen? In Nordkorea ist das offensichtlich möglich. Noch zu Beginn des Parteikongresses pries Machthaber Kim Jong-un das Atomprogramm seines Landes. Mit dem vierten Atomtest des Landes im Januar und dem Start einer Langstreckenrakete habe Nordkorea der ganzen Welt „unseren unbeugsamen Geist und unsere unbegrenzte Kraft“ demonstriert, tönte er am Freitag lautstark. Er und sein Land würden sich von niemanden einschüchtern lassen. Schon in der Vergangenheit hatte er angekündigt, dass er atomare Erstschläge nicht ausschließe.

Doch bereits am Sonntag ruderte der Diktator zurück. Nordkorea werde seine Atomwaffen nur dann einsetzen, wenn seine Souveränität von anderen atomar bewaffneten Staaten bedroht werde, soll er dem nordkoreanischen Staatsfernsehen zufolge gesagt haben. Er bezeichnete sein Land als einen „verantwortungsvollen Atomwaffenstaat“. Zudem kündigte er an, dass Nordkorea „seine Verpflichtung für die Nichtverbreitung von Atomwaffen erfüllen“ und sich für eine weltweite Abschaffung von Atomwaffen einsetzen werde.

Versöhnliche Töne richtete er auch an Südkorea. Er wolle sich für einen Dialog stark machen. Er sehe die Notwendigkeit, „die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea grundlegend zu verbessern“. Auch mit anderen als „feindlich“ angesehenen Ländern wolle er das Verhältnis verbessern, versicherte der Diktator

Pjöngjang: Innerkoreanischer Dialog

Das sind Worte, auf die die Weltgemeinschaft seit Monaten wartet – denen zumindest aber die Südkoreaner keinen Glauben schenken. „Der Vorschlag Nordkoreas ist bloß Teil seiner Propaganda, die jeder Ernsthaftigkeit entbehrt“, erklärte das Vereinigungsministerium in Seoul umgehend. Das Regime in Pjöngjang spreche von einem innerkoreanischen Dialog. Zugleich baue es sein Atomwaffenarsenal aber immer weiter aus.

Tatsächlich ist auf US-Satellitenaufnahmen zu sehen, dass sich Nordkorea seit Tagen auf einen weiteren unterirdischen Atomtest vorbereitet. Es seien Fahrzeuge auf dem Atomtestgelände in der nordostkoreanischen Provinz Hamgyong beobachtet worden, die als „Kommandozentrale“ dienten, heißt es auf der Webseite des US-Korea-Instituts. Das südkoreanische Verteidigungsministerium stellt sich seit Tagen darauf ein, dass noch während des Parteikongresses das Regime in Pjöngjang eine weitere Atombombe unterirdisch zünden könnte.

Nordkorea hat entgegen Beschlüssen der UN seit 2006 bereits vier unterirdische Atomwaffentests ausgeführt und eine Reihe von ballistischen Langstreckenraketen in die Luft geschossen. Nach dem angeblichen Test einer Wasserstoffbombe verhängte der UN-Sicherheitsrat jüngst die schärfsten Sanktionen, die je gegen ein Land verhängt wurden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Der Schein trügt
Kommentar zu den versöhnlichen Gesten aus Nordkorea Der Schein trügt