Tausende Opfer UN: 200 Massengräber im früheren IS-Gebiet im Irak entdeckt

Genf · Die grausame Herrschaft der Terrormiliz IS ist bekannt. Was der IS in seinem einstigen Gebiet im Irak angerichtet hat, wird jetzt aber mehr und mehr deutlich. Die UN hat viele Massengräber gefunden.

 Menschliche Knochen auf dem Boden. Im Nordirak sind auf dem einstigen Gebiet der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rund 200 Massengräber entdeckt worden.

Menschliche Knochen auf dem Boden. Im Nordirak sind auf dem einstigen Gebiet der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rund 200 Massengräber entdeckt worden.

Foto: Kirkuk Governor's Office/AP/Archiv

Die Vereinten Nationen haben auf dem einstigen Gebiet der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak rund 200 Massengräber entdeckt. Darin seien mehrere Tausend Opfer verscharrt worden, teilten die Unterstützungsmission der UN im Irak (UNAMI) und das UN-Menschenrechtsbüro am Dienstag in Genf mit. Insgesamt seien schätzungsweise zwischen 6000 und mehr als 12 000 Menschen begraben worden, darunter Frauen, Kinder, ältere Menschen, körperlich Behinderte, aber auch Polizisten und Soldaten, hieß es.

Die Gräber seien zwischen 2014 und 2017 angelegt worden, als der IS weite Teile des Landes unter seiner Kontrolle hatte. Es sei davon auszugehen, dass noch weitere Orte solcher Massenbestattungen gefunden würden, sagte ein UN-Sprecher.

Sie seien Belege des erbarmungslosen Terrors und der Gewalt, heißt es in dem UN-Bericht. "Die Gräber enthalten die Überreste all der gnadenlos Getöteten, unter ihnen ethnische und religiöse Minderheiten, die nicht mit der pervertierten Ideologie und der IS-Herrschaft übereinstimmten", sagte UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet.

Die genaue Untersuchung der Gräber und Opfer müsse Grundlage für die Verfolgung der Täter sein. Wahrheit und Gerechtigkeit erforderten eine Bergung der sterblichen Überreste, deren Identifizierung und die Rückgabe an die Familien.

Erst ein von den USA unterstützter mehrjähriger Feldzug der irakischen Armee vertrieb den IS aus seinem Gebiet. Das Aufspüren der Gräber und die Bergung der Opfer ist nicht gefahrlos. Die UN vermuten, dass der IS in einigen Gräbern Bomben deponiert hat, die explodieren, sobald die Leichen bewegt würden. Bisher seien erst 1300 Leichen geborgen worden.

Die Familien der Opfer hätten das Recht zu erfahren, was mit ihren Liebsten geschehen sei, sagte Bachelet. Wahrheit, Gerechtigkeit und Entschädigung seien entscheidend, um sicherzustellen, dass die Grausamkeiten des IS gesühnt würden. Die religiöse Minderheit der Jesiden gehörte zu den ersten Opfern der Terrormiliz. Aber auch Beamte, Ärzte, Rechtsanwälte, Journalisten, Stammesführer, weibliche Politiker und Homosexuelle gehörten zu den vom IS grausam Verfolgten.

Die Verbrechen des IS könnten den Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und des Völkermords erfüllen, so die UN.

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