Merkel trifft Trump im Weißen Haus Unter vier Augen

Washington · Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zum Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump in Washington eingetroffen. Trump und Merkel nehmen sich gut dreieinhalb Stunden füreinander Zeit.

 Der Airbus und die Limousine mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stehen am 16.03.2017 in Washington in den USA auf dem Flugfeld.

Der Airbus und die Limousine mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stehen am 16.03.2017 in Washington in den USA auf dem Flugfeld.

Foto: dpa

Es sei besser miteinander als übereinander zu reden, sagte Merkel Anfang der Woche vor ihrem geplanten Besuch bei US-Präsident Donald Trump. Dann musste sich die Kanzlerin aber doch noch einmal drei Tage gedulden, weil sie in der US-Hauptstadt wegen eines Schneesturms nicht empfangen werden konnte.

Nachdem sich die Großwetterlage an der amerikanischen Ostküste beruhigt hat, wird Merkel heute Vormittag Washingtoner Ortszeit erstmals dem amerikanischen Präsidenten im Weißen Haus die Hand schütteln. Wie schwierig allein eine Begrüßung mit Trump sein kann, hat der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe erfahren müssen, dessen Hand der Präsident nicht mehr hergeben zu wollen schien.

Gut dreieinhalb Stunden werden die beiden miteinander verbringen. Übereinander haben der impulsive US-Präsidenten und die kühle Deutsche schon manches gesagt - bislang nichts Verbindliches. So bezeichnete Trump die Kanzlerin mit Blick auf deren Flüchtlingspolitik als "die Person, die Deutschland ruiniert". Merkel wiederum sendete nach Trumps Wahl einen frostigen Glückwunsch über den Atlantik, in dem sie ein wenig lehrerinnenhaft den US-Präsidenten an die westlichen Werte von Demokratie, Freiheit und Toleranz erinnerte und auf dieser Grundlage eine Zusammenarbeit anbot.

Dabei ist die transatlantische Beziehung keine Wahlverwandtschaft. Europa und die Nato sind auf die Militärmacht Amerika angewiesen, wenn es um den Kampf gegen den IS und Geheimdienstinformationen zur Abwehr von Terror geht. Das weiß auch die deutsche Kanzlerin. So machte sie mehrfach öffentlich deutlich, dass sie zu dem Ziel steht, bis 2024 die Verteidigungausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts zu steigern. Die Amerikaner wiederum hatten zu verstehen gegeben, dass sie ihre Nato-Verpflichtungen an eben die Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels koppeln.

Bei dem Besuch heute ist zunächst ein Vier-Augen-Gespräch geplant, was bei einem Antrittsbesuch als eher ungewöhnlich gilt. Anschließend wird man die politischen Berater dazu holen, bevor sich Trump und Merkel auch noch mit deutschen und amerikanischen Wirtschaftsvertretern treffen. Aus Deutschland mitgebracht hat Merkel in ihrem Flieger Siemens-Chef Joe Kaeser, den BMW-Vorstandsvorsitzenden Harald Krüger und Klaus Rosenfeld, Chef des Autozulieferers Schaeffler. Von der amerikanischen Seite kommen die IBM-Chefin Virginia Rometty sowie die Unternehmensführer von Dow Chemical Andrew N. Liveris und von Salesforce Marc Benioff. In der Runde soll es um das duale Ausbildungssystem gehen, das Merkel den Amerikanern als deutsches Erfolgsmodell gegen Jugendarbeitslosigkeit und für mehr Jobs näher bringen will. Die Chancen stehen gut, dass sie Trump damit erreicht.

Bevor die Kanzlerin ihren Kurztrip beendet, wird sie auch noch mit Trump zu Mittag essen. Krisenherde auf der Welt gibt es mehr als die beiden trotz der großzügigen Zeitplanung besprechen können. Es ist damit zu rechnen, dass Merkel vor allem jene Themen ansprechen wird, die den Europäern im Verhältnis zu den USA am Herzen liegen: Die EU, das Funktionieren der Nato sowie die komplizierte Lage in der Ukraine und Russlands Rolle.

Auch die Türkei und ihre Bedeutung in der Nato, im Kampf gegen den IS und für einen Frieden in Syrien dürften eine Rolle spielen. Für Merkel sind die Gespräche zudem für die Vorbereitung des G20 Gipfels am 7. und 8. Juli in Hamburg zentral. Die Kanzlerin muss ausloten, inwieweit Trump bei ihren Anliegen zur Welt-Gesundheit, zur Entwicklungspolitik und zur Frauenförderung mitgeht. Beim Thema Frauenförderung könnte es hilfreich sein, dass auch Ivanka Trump an den Gesprächsrunden teilnimmt. Die als einflussreich geltende Tochter des Präsidenten hat sich das Thema Frauen und Berufstätigkeit auf die Fahnen geschrieben.

Für die Amerikaner wiederum steht die Frage des deutschen Exportüberschusses oben auf der Liste, die es mit Deutschland zu besprechen gilt. Es wäre aber überraschend, wenn Merkel die Auffassung teilt, dass die deutschen Exportüberschüsse ein Problem sind. Schließlich sind sie Teil des deutschen Jobwunders. Die These der Amerikaner, dass die Deutschen den Euro künstlich niedrig halten, um ihren Export zu befördern, weist die deutsche Regierung seit Wochen vehement zurück. In diesem Punkt ist ähnlich wie bei Fragen von Migration und Flüchtlingen nicht mit einer Übereinkunft zu rechnen.

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