Nach Urteil des IGH USA beenden Freundschaftsabkommen mit dem Iran

Washington/Teheran · Die Beziehungen zwischen den USA und dem Iran erreichen einen Tiefpunkt nach dem anderen. Nun kündigen die USA ein weiteres Abkommen. Auslöser ist ein Gerichtsurteil.

 Mohammed Zahedin Labbaf (M), Leiter des Zentrums für internationale Rechtsangelegenheiten des Iran, im Internationalen Gerichtshof.

Mohammed Zahedin Labbaf (M), Leiter des Zentrums für internationale Rechtsangelegenheiten des Iran, im Internationalen Gerichtshof.

Foto: Peter Dejong/AP

Nach dem Ausstieg aus dem Atomabkommen haben die USA jetzt auch einen Freundschaftsvertrag mit dem Iran über wirtschaftliche Zusammenarbeit aus dem Jahr 1955 beendet.

"Diese Entscheidung ist ehrlich gesagt seit 39 Jahren fällig", sagte US-Außenminister Mike Pompeo in Washington. "Der Iran missbraucht den Internationalen Gerichtshof für politische und Propaganda-Zwecke", führte Pompeo als Begründung an.

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte den USA zuvor auferlegt, einen Teil der Sanktionen gegen den Iran vorerst aufzuheben. Dabei gehe es vor allem um Maßnahmen, die die humanitäre Hilfe und die Sicherheit des Flugverkehrs bedrohten. Die USA hatten die Entscheidung des Gerichtshofes zurückgewiesen. Bei der Entscheidung geht es um eine einstweilige Verfügung bis zum Abschluss des Hauptverfahrens.

In der Klage des Irans hieß es, diese Sanktionen verstießen gegen das 1955 zwischen den USA und der Regierung des Schahs von Persien geschlossene Freundschaftsabkommen. Die USA sollten verurteilt werden, die Sanktionen sofort zu beenden und der Regierung in Teheran einen Schadenersatz zuzusprechen.

Der Iran begrüßte die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes. "Der Beschluss war eine Anerkennung unseres legitimen Standpunkts", erklärte das Außenministerium in Teheran am Mittwoch. Der Beschluss des UN-Gerichts sei nach internationalem Recht bindend. Die USA müssten sich dementsprechend an international anerkannte Abkommen halten und daher auch die Folgen ihres illegalen Ausstiegs aus dem Wiener Atomabkommen von 2015 beseitigen. Dies betreffe insbesondere die neuen Sanktionen sowie die Blockierung des internationalen Handels mit dem Iran, erklärte das Außenministerium.

Angesichts der iranischen Geschichte seien die iranischen Forderungen absurd, sagte Pompeo mit Verweis auf Terrorismus und Raketenangriffe. "Ich hoffe die iranischen Führer werden sehen, dass der einzige Weg in einer strahlende Zukunft für ihr Land darin besteht, ihre Kampagne um Terror und Zerstörung zu beenden."

Der Iran hofft nach dem Urteil des Internationalen Gerichtshofes unter anderem auf die Lieferung weiterer neuer Flugzeuge. "Wir hoffen, dass das Urteil in Den Haag zu Lieferungen der bereits bestellten Flugzeuge an den Iran führen wird", sagte Asghar Fachrieh Kaschan, Vertriebsleiter der staatlichen Fluggesellschaft Iran-Air, am Mittwoch. Laut Fachrieh Kaschan konnten schon mit den Flugzeugherstellern Boeing, Airbus und ATR abgeschlossene Verträge nur wegen des US-Ausstieges aus dem Atomabkommen mit dem Iran nicht umgesetzt werden. Diese Lage könnte sich mit der Entscheidung des UN-Gerichts ändern, sagte er der Nachrichtenagentur Isna.

Der Iran hatte nach dem Wiener Atomabkommen von 2015 und der Aufhebung der Sanktionen Milliardenverträge mit Boeing, Airbus und ATR unterzeichnet. Mit den Maschinen wollte der Iran seine veraltete Flugzeugflotte modernisieren. Doch nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomdeal im Mai diesen Jahres und Verhängung neuer Sanktionen gegen den Iran, platzten auch die Flugzeuggeschäfte. Boeing lieferte keine einzige Maschine, Airbus nur 3 von 100 und ATR 13 von 20 Flugzeugen.

US-Präsident Donald Trump hatte das im Juli 2015 zwischen dem Iran und den vier ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates sowie Deutschland vereinbarte Atomabkommen einseitig gekündigt und die Wiederaufnahme der zuvor abgeschafften Sanktionen mitgeteilt. Die nächste Eskalationsstufe steht im November bevor, wenn die Sanktionen gegen die iranische Erdölwirtschaft greifen.

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