Ehefrau von August Macke Vor 125 Jahren wurde Elisabeth Erdmann-Macke geboren

In der Meckenheimer Straße (heute: Thomas-Mann-Straße) fing 1903 diese Lovestory an, auf dem gemeinsamen Schulweg der Bonner Fabrikantentochter Elisabeth Gerhardt (15) und August Mackes (16), in Meschede geborener Sohn eines Bauunternehmers, drei Jahre zuvor von Köln nach Bonn umgezogen.

 August Mackes Porträt seiner Frau Elisabeth, 1909.

August Mackes Porträt seiner Frau Elisabeth, 1909.

Foto: FOTO: MACKE-HAUS

Streng genommen dauerte es noch etwas mit der Romanze: Ein Jahr lang nimmt man einander wahr, "ohne dass wir etwas Näheres voneinander wussten", notiert Elisabeth später, die "von dem Tage unseres ersten Kennens" an aufschreibt, wie ihr Leben mit August verlief.

"Es war, als seien wir Marionetten, und das Schicksal führe uns in zufällig scheinenden und doch so unvermeidlichem Spiel immer wieder zueinander", erinnert sich Elisabeth Gerhardt, die vor 125 Jahren in Bonn geboren wurde. Durch Anekdoten, Erinnerungen, vor allem aber in Gestalt von rund 200 Porträts, die der verliebte Macke von ihr zeichnete und malte, sind die kurzen Jahre ihres gemeinsamen Lebens breit dokumentiert.

Am 5. Oktober 1909 heirateten August Macke und Elisabeth Gerhardt, keine fünf Jahre später war die heitere, unbeschwerte Zeit der gemeinsamen Reisen und Eindrücke vorbei: Am 26. September 1914, wenige Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wird Macke bei Perthes-lès-Hurlus tödlich von einer Kugel getroffen. Er wird nur 27 Jahre alt.

Elisabeth Mackes Biografie zerfällt in zwei Hälften: die glückliche, reiche Zeit vor 1914 und die mitunter schweren Jahre danach. Elisabeth Macke stand als junge Witwe mit zwei Söhnen alleine da, hatte auch noch die Verantwortung für ein gerade in Mackes letzten Jahren immens angewachsenes Oeuvre. 1916 heiratete sie Augusts Freund Lothar Erdmann, der 1939 von den Nazis verhaftet wurde und nach Misshandlungen im KZ Sachsenhausen starb. 1927 war Elisabeths Sohn Walter 17-jährig nach einer Scharlachinfektion gestorben.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelang es ihr, Mackes Werke vor der drohenden Zerstörung zu retten. Bis 1925 hatte Elisabeth Erdmann-Macke im Haus an der Bornheimer Straße gelebt, zog dann nach Berlin. 1948 kehrte sie zurück, richtete sich im Dachgeschoss des heutigen Macke Hauses eine kleine Wohnung ein.

Elisabeth Erdmann-Macke nahm regen Anteil am kulturellen Leben in Bonn. Fotos zeigen sie bei Ausstellungseröffnungen, auf einem Bild ist ihre Begegnung mit Joseph Beuys während einer Vernissage in der Galerie Klein 1972 dokumentiert. Man wüsste gerne, ob sie sich unterhalten haben. Bis 1976 lebte sie im Macke Haus, verbrachte dann ihre letzten beiden Lebensjahre bei ihren Kindern aus der Ehe mit Lothar Erdmann in Berlin. 1978 starb sie fast 90-jährig.

Ihre Verdienste um das Werk August Mackes sind unschätzbar, nicht nur, dass sie so weitsichtig war, sofort nach Kriegsausbruch das Oeuvre aus dem Haus in Berlin-Tempelhof auszulagern - 1943 wurde das Haus bei einem Bombardement weitgehend zerstört -, ist hier hervorzuheben, sondern auch, dass sie schon früh Kopien von Mackes Briefen anfertigen ließ. Fast alle Originale gingen nach dem Bombardement "bei den 'Aufräumarbeiten' durch die Hitler-Jugend verloren", wie sich Elisabeths Sohn Dietrich Erdmann erinnert.

Elisabeth Erdmann-Macke hat schon früh ihre Erinnerungen aufgeschrieben, verfasste Porträts über Menschen, die Macke begegnet waren, Ausstellungsberichte und Schilderungen über das kulturell und gesellschaftlich sehr interessante Zeitgeschehen insbesondere der Jahre 1909 bis 1914.

Ihre "Erinnerungen an August Macke" (1962) und "Begegnungen" (seit den 70er Jahren aufgezeichnet, 2009 als Buch erschienen) zählen zu den bedeutendsten Quellen zu August Mackes Biografie. Über ihre Motivation als Chronistin hat sie auch Auskunft gegeben. Es gehe ihr darum, ihren Söhnen, die zur Zeit von Mackes Tod Babys beziehungsweise Kleinkinder waren, "ein Bild ihres Vaters zu bewahren".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Thomas Spang, Washington,
zum Kollaps der
Kosten über Sicherheit
Kommentar zum Einsturz der Brücke in BaltimoreKosten über Sicherheit
Aus dem Ressort