Zwangsadoptionen in Irland „Wach auf, dein Kind ist jetzt weg. Für immer“

Dublin · Bis 1998 wurden mehr als 50.000 Irinnen in Mutter-und-Baby-Heimen ihre Kinder weggenommen. Unverheiratet schwanger zu sein galt in dem erzkatholischen Land als Schande. Eine unabhängige Kommission sollte 2021 für Aufklärung sorgen, doch der Bericht gilt als lückenhaft.

 Maggie Corbett zeigt ein Bild ihrer zweiten Tochter, die 1978 in Bessborough zur Welt kam. Bis heute konnte sie sie nicht finden.

Maggie Corbett zeigt ein Bild ihrer zweiten Tochter, die 1978 in Bessborough zur Welt kam. Bis heute konnte sie sie nicht finden.

Foto: Mareike Graepel

In Irland waren Verhütung und Abtreibung lange verboten, Sex vor der Ehe nicht erlaubt, Aufklärung praktisch nicht existent. Bei ungeplanten Schwangerschaften galt die Frau als die „Schuldige“ an ihrem „Zustand“ – egal, ob das Baby von ihrem Freund war, in einem Abhängigkeitsverhältnis oder durch eine Vergewaltigung oder Missbrauch entstand. Wer nicht illegal im Ausland die Schwangerschaft beenden wollte oder konnte, hatte im von Kirche und Tradition bestimmten Gefüge der irischen Familie keine Wahl: Der Priester wurde informiert. Er entschied, ob die Frauen verstoßen werden sollten oder in eines der 18 katholischen Mutter-und-Baby-Heime gebracht wurden.