Nach der Wahl in der Türkei Türkische Opposition am Boden zerstört

Istanbul · Gegner von Präsident Recep Tayyip Erdogan träumten vom Sieg und dem Beginn einer neuen Ära – doch nun hat Erdogan beste Aussichten, bei der Stichwahl am 28. Mai das Präsidentenamt zu verteidigen. Auch im Parlament behält Erdogans Regierungsbündnis seine Mehrheit.

Ein Wahlkampfplakat mit Fotos von Kemal Kilicdaroglu (M.), Parteivorsitzenden und Präsidentschaftskandidaten, Ekrem Imamolu (l.), Bürgermeister von Istanbul, und Mansur Yavas, Bürgermeister von Ankara. Sie müssen nun am 28. Mai erneut gegen Recep Tayyip Erdogan in einer Stichwahl antreten.

Ein Wahlkampfplakat mit Fotos von Kemal Kilicdaroglu (M.), Parteivorsitzenden und Präsidentschaftskandidaten, Ekrem Imamolu (l.), Bürgermeister von Istanbul, und Mansur Yavas, Bürgermeister von Ankara. Sie müssen nun am 28. Mai erneut gegen Recep Tayyip Erdogan in einer Stichwahl antreten.

Foto: dpa/Tolga Ildun

„Schock“, so drückt es ein Spaziergänger im Gezi-Park am Morgen nach der Wahl in der Türkei aus, während sein Hündchen ihm die Leine um die Beine wickelt. Tiefen Schock empfinde er, sagt Mustafa, weil er mit dieser Niederlage der Opposition nicht gerechnet habe – und Trauer, weil es nun keine Hoffnung auf eine andere Zukunft mehr gebe. Sicher, er werde wohl auch künftig seinen Hund im Park ausführen, Freunde treffen und Tee trinken können, sagt der bärtige 47-Jährige: „Das wird man mir wohl nicht nehmen.“ Größere Zukunftspläne hätten aber keinen Sinn mehr, denn ohne Verbindungen zur Regierungspartei AKP könne man nach dieser Wahl in der Türkei nichts mehr werden. Daran werde auch die Stichwahl in zwei Wochen nichts mehr ändern, glaubt Mustafa. Für links denkende Menschen wie ihn sieht er nach dieser Wahl nur noch zwei Optionen: Anpassung und Unterwerfung – oder Rückzug ins Private.