Raketen-Skandal in den USA Wieder Panne bei US-Atomstreitkräften

Washington · Eine Interkontinental-Rakete wurde bei Wartungsarbeiten schwer beschädigt. Der Zwischenfall aus dem Frühjahr 2014 wird erst jetzt bekannt.

 Eine Minuteman-Interkontinentalrakete in ihrem Abschuss-Silo auf der inzwischen stillgelegten Abschussbasis Delta-09 in South Dakota, USA.

Eine Minuteman-Interkontinentalrakete in ihrem Abschuss-Silo auf der inzwischen stillgelegten Abschussbasis Delta-09 in South Dakota, USA.

Foto: dpa

Die US-Atomstreitkräfte kommen nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Nach alarmierenden Berichten über Disziplinarprobleme, Sicherheitslücken, mangelnde Arbeitsmoral und massive Führungsmängel in den vergangenen zwei Jahren kommt ein weiterer Fall hinzu.

Nach Recherchen des renommierten US-Journalisten Robert Burns gab es im Frühling 2014 bei einer im US-Bundesstaat Colorado in einem unterirdischen Silo installierten Interkontinental-Rakete einen schweren Zwischenfall. Bei unsachgemäß ausgeführten Wartungsarbeiten wurde eine Rakete vom Typ Minuteman 3 beschädigt und musste aus dem Verkehr gezogen werden. Der Schaden belief sich auf 1,8 Millionen Dollar.

Die drei beteiligten Experten der Luftwaffe wurde für ein Jahr vom Dienst suspendiert, sind aber inzwischen wieder reaktiviert. Sie sollen Dienstvorschriften bei der Abwicklung der technischen Panne missachtet haben. Wie Burns, dem seit Jahren Enthüllungen aus dem Atomwaffenbereich gelingen, erfuhr, weigert sich die „Air Force“, nähere Informationen über die Panne zu veröffentlichen – „zu sensibel“. Klar ist aber nach Angaben eines Pentagon-Sprechers, dass eine zur Zeit des Unfalls tätige Untersuchungskommission des Verteidigungsministeriums aus bisher unbekannten Gründen nicht über den Zwischenfall unterrichtet wurde.

Der Raketen-Skandal ist aus Sicht von Nuklearexperten der „Vereinigung amerikanischer Wissenschaftler“ ein weiteres Alarmsignal, dass im Management der Atomstreitmacht nach wie vor keine optimalen Bedingungen herrschen.

Zuvor hatte sich herausgestellt, dass bei der Ausbildung des für das Atomarsenal verantwortlichen Personals geschludert und elementare Sicherheitsstandards in den unterirdischen Gefechtsständen der insgesamt 450 Interkontinentalraketen aus den 70er Jahren des Kalten Krieges ignoriert worden waren. Mehrere Dutzend Soldaten waren deshalb gefeuert worden. Der frühere Verteidigungsminister Chuck Hagel leitete persönlich eine umfassende Untersuchung ein.

Dabei kam unter anderem heraus, dass der inzwischen entlassene Vizekommandeur der US-Nuklearstreitkräfte, Admiral Timothy Giardina, Pokerchips gefälscht hatte, um seine Spielleidenschaft zu finanzieren. Amerikas Atomstreitmacht kostet nach Angaben des Budgetamtes des US-Kongresses den Steuerzahler in den nächsten zehn Jahren rund 130 Milliarden Dollar.

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