Sechs neue Corona-Infektionen Wuhan lässt zehn Millionen Einwohner testen

Peking · Nach neuen Infektionen in Wuhan lassen die Behörden zehn Millionen Einwohner in der Provinz testen. Die chinesische Regierung nimmt die Gefahr einer zweiten Infektionswelle sehr ernst.

 Ein Mann mit seinem Hund in der chinesischen Stadt Wuhan.

Ein Mann mit seinem Hund in der chinesischen Stadt Wuhan.

Foto: AP/Mark Schiefelbein

Wie ernst die chinesische Regierung die Gefahr einer zweiten Infektionswelle nimmt, dürfte spätestens seit Montag unbestritten sein: Nachdem in Wuhan lediglich sechs Anwohner eines Wohnblocks positiv auf das Coronavirus getestet wurden, planen die lokalen Behörden nun, jeden der mehr als zehn Millionen Einwohner aus dem einstigen Covid-19-Epizentrum testen zu lassen. Ohne Frage ist dies auch eine Machtdemonstration Pekings, schließlich leiden viele Länder weltweit derzeit an einem eklatanten Mangel an Test-Kits. „Wir dürfen weder nachlässig noch lax sein“, zitiert eine Wuhaner Tageszeitung einen örtlichen Parteikader.

Seit einem Monat ohne neue Fälle kam es wieder zu einem Infektionsstrang in der Provinzhauptstadt Hubeis: Ein 89-jähriger Mann hatte bereits Mitte März Fiebersymptome gezeigt, doch sich in Heimquarantäne erholt. Knapp zwei Monate später wurde er nun positiv getestet; laut dem chinesischen Zentrum für Seuchenbekämpfung soll es in Wuhan mehrerer solcher Fälle gegeben haben, bei denen das Virus auch nach langer Zeit noch einmal aufflackert. Bei den übrigen fünf Infizierten handelt es sich um asymptomatische Patienten. Sie leben allesamt ausgerechnet in jener Wohnsiedlung, die Präsident Xi Jinping bei seinem ersten Wuhan-Trip im März besuchte, um einen symbolischen Meilenstein auf dem Weg zur Normalität zu setzen.

In anderen Ländern hätten es die Behörden wohl dabei belassen, lediglich die 5000 Anwohner der Appartement-Siedlung testen zu lassen. Doch in Wuhan ordnete die Regierung an, jedem Bezirk zehn Tage Zeit zu geben, um seine Bevölkerung vollständig einem Virustest zu überprüfen. Priorität sollen laut einem von Staatsmedien zirkulierten Regierungsdokument Risikogruppen wie Senioren und Arbeitsmigranten in engen Behausungen bekommen. Die Kosten der Tests werden vom Staat getragen.

Ebenfalls hat die Lokalregierung den für den Wohnbezirk verantwortlichen Parteikader umgehend geschasst. An ihm soll offensichtlich ein Beispiel statuiert werden. Chinas rigide Kontrolle von Bewegungsabläufen wird vor allem deshalb so rigide umgesetzt, weil die Verantwortlichkeit auf die niedrigen Ebenen abgewälzt wird.

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