Kommentar zur Reform des Kinderbildungsgesetzes Bedenken ernst nehmen

Meinung | Düsseldorf · Ein Bündnis aus Erziehern, Eltern und Gewerkschaften fordert kleinere Gruppen und mehr Fachkräfte. Die CDU und FDP sollten die Bedenken von Erziehern, Gewerkschaften und Eltern ernst nehmen, kommentiert Bernd Eyermann.

Neulich hat das NRW-Familienministerium mitgeteilt, dass in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der Beschäftigten in den Kindertagesstätten um 44 Prozent gestiegen ist. 2008 waren es 80 000, im vorigen Jahr schon 115 000 – ein solch großes Plus dürfte es in einem Zehn-Jahres-Zeitraum noch nicht gegeben haben. Und dennoch: Es reicht nicht. Die Kitas im Land suchen händeringend nach weiteren Fachkräften. Gerade erst hat zum Beispiel die Stadt Niederkassel mitgeteilt, dass zum neuen Kitajahr vermutlich zehn Planstellen nicht besetzt werden können.

Insofern stellt sich die Frage, ob die Landesregierung im Rahmen ihrer Reform des Kinderbildungsgesetzes alle Möglichkeiten ausschöpft, junge Menschen für den Erzieherberuf zu gewinnen. Eine Ausweitung der praxisintegrierten Ausbildung (piA), um damit Quer- und Seiteneinsteigern Chancen in diesem Berufsfeld aufzuzeigen, ist sicher gut und richtig.

Doch die allermeisten angehenden Erzieher kommen über den Schulweg und der wird nicht vergütet. Wenn der Gesellschaft dieser Beruf allerdings so wichtig ist, sollte darüber nachgedacht werden, in Zukunft nicht erst im Anerkennungsjahr eine Vergütung zu zahlen. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat sich redlich bemüht, ein auch für die nächsten Jahre haltbares Gesetz zu entwickeln. Das unterscheidet den Entwurf von jenen Konzepten, die in früheren Jahren, vornehmlich unter Rot-Grün, entwickelt worden sind und die, was das Finanzielle angeht, oft zu niedrig ausgelegt waren. Trotzdem sollten CDU und FDP die Bedenken von Erziehern, Gewerkschaften und Eltern gegen Teile des Entwurfs ernst nehmen. Wenn mehr als 75 000 Menschen mit ihrer Unterschrift dahinter stehen, gehört es zum guten politischen Ton, sich mit deren Argumenten auseinanderzusetzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Egotrip
Kommentar zu den Feiern in den USA Egotrip