Rohingya-Verfolgung in Birma Befremdliches Schweigen

DELHI · 16 Länder und drei Hilfswerke der Vereinten Nationen folgen am Freitag einer Einladung von Thailand Militärregime, um über eine Lösung der Bootsflüchtlingskrise zu beraten, die seit Anfang Mai Südostasiens Anrainerstaaten am Golf von Bengalen heimsucht.

Die Junta im Gastgeberland scheint lediglich eine Idee zu haben: "Internationale Organisationen wie das UN-Flüchtlingshilfswerk sollten sich um das Problem kümmern, denn Thailand, Malaysia und Indonesien sind nicht die Ursache", erklärte der Chef des Nationalen Sicherheitsrats in Bangkok, Anusit Kunakorn.

Ganz so einfach wird die Suche nach einem Weg aus der Krise freilich nicht werden. Schon der umständliche Name "Regionaltreffen zur Migrantenfrage" für das landläufig als Rohingya-Gipfel genannte Treffen zeigt: Das Problem darf nicht einmal beim Namen genannt werden. Denn das Regime von Ex-General Thein Sein in Birma, aus dessen Land die meisten Bootsflüchtlinge stammen, drohte mit Boykott, wenn der Name Rohingya fallen würde.

Birma nennt die seit etwa 1000 Jahren im Westen siedelnde, rund 1,3 Millionen Menschen umfassende Bevölkerungsgruppe lieber "Bengalis" und behauptet, es handele sich um Einwanderer aus Bangladesch. Laut den Vereinten Nationen leben gegenwärtig 140 000 Rohingyas in streng abgeschirmten Lagern im birmanischen Arakan-Staat, in die sie nach pogromähnlichen Zwischenfällen der vergangenen Jahre flüchteten.

Trotz massiver internationaler Kritik unterschrieb Präsident Thein Sein vor einigen Tagen ein "Geburtenrecht", mit dessen Hilfe die Behörden des Landes eine "Geburtszwangspause" von 36 Monaten verfügen können. Mütter dürfen demnach gezwungen werden, nur noch alle drei Jahre ein Kind in die Welt zu setzen. Die USA und Menschenrechtsorganisationen kritisieren, es handele sich um ein "Anti-Rohingya-Gesetz", mit dem das Bevölkerungswachstum der muslimischen Minderheit gestoppt werden soll.

Birmas Anti-Rohingya-Hetze begann ironischerweise erst nach der politischen Öffnung im Jahr 2011. An der Spitze steht eine Organisation namens "969 Movement", die von dem jungen buddhistischen Mönch Ashin Wirathu geführt wird. Er wurde in Birma erstmals im Jahr 2007 als ein Führer der sogenannten "Safran-Revolution" populär. Damals protestierten vor allem junge buddhistische Mönche gegen das Militärregime und verlangten die Freilassung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aus ihrem damaligen Hausarrest in Birmas größter Stadt Rangun.

Der rabiate, nahezu rassistische Kurs der birmanischen Mönche vergiftet bereits die Atmosphäre im Nachbarland Thailand. "Wir müssen uns als Buddhisten weniger rassistisch verhalten und mehr Menschlichkeit zeigen", warnte gestern die Autorin Achara Ashayagachat in der Zeitung "Bangkok Post".

In Birma selbst gehören solche Warnungen eher zu seltenen Ausnahmen. Ausgerechnet Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die lange als politisches Gewissen in ihrem Heimatland galt, schweigt angesichts der Verfolgung. "Der Vogel, dessen Gesang im Käfig schöner klang", wie eine Zeitschrift das peinliche Schweigen der jahrelang inhaftierten Oppositionsführerin beschrieb, entschuldigte in der Vergangenheit ihr Schweigen zur Rohingya-Frage so: "Egal auf welche Seite ich mich stelle, es wird Blutvergießen geben."

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