Katholische Kirche Bischöfe besorgt über Rechtspopulismus in Deutschland

Berlin · Deutschlands katholische Bischöfe sind besorgt über den Rechtspopulismus, der sich zunehmend auch in Pfarrgemeinden und katholischen Verbänden finden lässt. Nun stellen sie eine Arbeitshilfe für die Gemeinden vor.

„Rechtspopulistische Tendenzen fordern uns heraus, sowohl gesamtgesellschaftlich, als auch innerkirchlich“, sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, in Berlin. Dort stellte er zusammen mit den Bischöfen von Osnabrück, Franz-Josef Bode, und Trier, Stefan Ackermann, eine mehr als 70 Seiten umfassende Arbeitshilfe für die Gemeinden vor.

Sie solle zu einem „innerkirchlichen Gespräch führen, dass Ängste und Befürchtungen aufgreift und überwinden hilft“, sagt Heße. Es sei bedenklich, wenn sich rechtspopulistische Bewegungen als Verteidiger des christlichen Abendlandes inszenierten, und wesentliche Aspekte des christlichen Menschenbildes ausblendeten.

Insgesamt plädieren die Bischöfe dafür, mit den Anhängern der Rechtspopulisten im Gespräch zu bleiben. Doch gebe es klare Grenzen für den Dialog. „Als Kirche müssen wir allen Positionen und Tendenzen gegenüber widerstehen, die fordern: Das Eigene, die Deutschen oder die Katholiken zuerst“, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. In den Gemeinden gebe es auch Menschen, die „Ängste schüren und die Ablehnung des oder der Fremden verstärken“, beklagte er.

„Es gibt auch diejenigen, die die Sorge um den Verlust einer christlichen Identität instrumentalisieren, um überhaupt gegen Muslime und Andersdenkende oder gegen moderne Familienbilder und Rollenveränderungen in der Gesellschaft, oder gegen Homosexuelle und Menschen mit anderen sexuellen Identitäten zu hetzen.“ Hier müsse klar widersprochen werden.

Aber was heißt das nun praktisch, zum Beispiel für den Umgang der katholischen Kirche mit einer Partei wie der AfD? Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Dortmund hatte die Partei von seinen Podien ausgeschlossen, worin diese einen Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz sieht. Ackermann spricht da von einem „Dilemma“. Die Ausladung habe der AfD viel Aufmerksamkeit gegeben.

Einen Königsweg gebe es aber in dieser Frage nicht. Selbst sind die Bischöfe in jedem Fall zurückhaltend. Spitzengespräche wie mit den übrigen Parteien gibt es mit ihr nicht, sagt der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Das gelte auch für die Gruppe „Christen in der AfD“. Allerdings räumte Heße ein, dass es auf der Landesebene Kontakte zu Abgeordneten der Partei gebe.

Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion warnte indes der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt davor, die Probleme zu übersehen, die am Aufkommen des Rechtspopulismus eine Mitschuld trügen. Dagegen erklärte das frühere Bundesvorstandsmitglied der Grünen, die Berliner Politikerin Bettina Jarasch, das größte Problem sei, dass sich die AfD oft als Opfer inszeniere. „Die größte Herausforderung auch für grüne und linke Parteien ist es, diesen Spielball nicht immer wieder aufzugreifen“, sagte Jarasch.

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