Börsentalfahrt und Privatisierungszwist prägen Stimmung in Athen

Athen · Börsentalfahrt, umstrittene Privatisierungspläne, und jetzt auch noch streikende Fluglotsen - Griechenland kommt nicht zur Ruhe. Auch am dritten Tag in Folge prägten wieder kräftige Verluste die Stimmung an der griechischen Börse.

Während vor allem die Aktien der vier systemrelevanten Banken des Landes erneut in den Keller rauschten, verhandelte die Regierung mit den Gläubigern über zusätzliche Sparauflagen im Gegenzug für neue Milliardenhilfen. Obendrein traten die Fluglotsen für mehrere Stunden in den Streik.

Für den Leitindex der Athener Börse wurde im Tagesverlauf ein Minus von gut 3,3 Prozent verzeichnet. Die Aktien der Piraeus Bank und der Alpha Bank fielen erneut in Richtung minus 30 Prozent. Dies ist der größtmögliche Tagesverlust. Die Eurobank nahm etwas weniger Schaden und fiel am frühen Nachmittag auf minus 26 Prozent. Lediglich die National Bank (NBG) konnte sich am Vormittag mit minus 1,66 Prozent halten, stürzte anschließend aber ebenfalls ab und fiel am frühen Nachmittag auf ein Minus von knapp 25 Prozent.

Am "schwarzen Montag" - dem ersten Handelstag nach gut einem Monat Zwangspause - hatte es an der Athener Börse einen Kurssturz von gut 16 Prozent gegeben. Tags darauf erholte sich der Leitindex und lag am Schluss mit einem Minus von 1,22 Prozent bei 659,94 Punkten.

Finanzminister Euklid Tsakalotos und Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis führten am Mittwoch in einem Athener Hotel die Gespräche mit den Gläubigern über weitere Reformschritte fort. Informationen über Ergebnisse gab es zunächst nicht.

Laut griechischen Medien kreisten die Gespräche vor allem darum, wie der Privatisierungsfonds Taiped umstrukturiert werden soll, damit in den kommenden 30 Jahren die anvisierten 50 Milliarden Euro durch den Verkauf griechischen Staatsvermögens in die öffentlichen Kassen fließen. Mit einem Teil der Erlöse sind Schuldenrückzahlungen geplant.

Die Geldgeber fordern außerdem, Steuererleichterungen für Bauern abzuschaffen, ein höheres Renteneintrittsalter einzuführen, Streiks durch neue Gesetze einzuschränken und den Arbeitsmarkt zu liberalisieren. Eine Einigung auf die meisten dieser Themen ist Voraussetzung für ein drittes Hilfspaket in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro. Und die Zeit drängt: Am 20. August muss Griechenland liquide genug sein, um 3,2 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) zu zahlen.

Auf eine Nervenprobe gestellt wurden am Mittwoch auch Reisende: Aus Protest gegen die Sparpolitik der Regierung riefen die griechischen Fluglotsen um 14.00 Uhr Ortszeit (13.00 MESZ) einen vierstündigen Streik aus - gültig für alle Flughäfen des Landes und alle Maschinen, die dort starten oder landen.

Sämtliche Flüge für diesen Zeitraum wurden annulliert. Während viele Inlandsverbindungen ganz ausfielen, wollten die Fluglinien die meisten internationalen Verbindungen zeitlich versetzt außerhalb der Streikzeitraums bedienen.

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Flughafen Athen

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