Extremisten Bonn - ein Mekka der Salafisten

DÜSSELDORF · NRW-Innenminister Ralf Jäger ist besorgt über die am schnellsten wachsende extremistische Gruppe im Land.

Der politische Salafismus ist nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden die am schnellsten wachsende extremistische Gruppe in Nordrhein-Westfalen. "Die Szene bereitet uns erhebliche Sorge", erläuterte Innenminister Ralf Jäger (SPD) im Landtag.

Derzeit leben 1800 extremistische Salafisten in dem Land an Rhein und Ruhr - 2011 waren es gerade 500. Eine Änderung der Passgesetze, um deutschen "Gotteskriegern" die Ausreise nach Syrien durch den Entzug des Passes zu verbieten, will Jäger "abwägen".

Zum Mekka der Salafisten hat sich demnach die Stadt Bonn entwickelt. Durch Koran-Verteilungen, Straßenprediger, Propaganda im Internet, sogenannte Grillfeste und Benefizveranstaltungen für Syrien werden nicht nur in Bonn neue Kämpfer für den "Heiligen Krieg" (Dschihad) rekrutiert. In einem Antrag forderte der FDP-Abgeordnete Jochim Stamp in Einzelfällen Verbote für salafistische Veranstaltungen sowie Vereinsverbote für salafistische Vereine, die sich verfassungsfeindlich betätigen. Außerdem müsse es ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen extremistischen Salafismus geben.

Jäger sieht die größten Gefahren durch radikalisierte Rückkehrer aus Syrien. Bei elf versuchten Terroranschlägen in Deutschland habe es Verbindungen zum Salafismus gegeben. Über das Programm "Wegweiser" sollen gemeinsam mit örtlichen Moscheeverbänden junge Männer vom Irrweg in den gewaltbereiten Salafismus abgehalten werden. Die Grünen-Abgeordnete Verena Schäffer betonte, dass der extremistische Salafismus nicht allein durch repressive Maßnahmen zu bekämpfen sei. Wichtig seien Perspektiven für junge Männer.

Beim Salafismus handelt es sich um eine Untergruppe des Islamismus, der rückwärtsgewandt in Teilen extremistische und demokratiefeindliche Positionen vertritt.

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