Warten aufs Ergebnis Wie lange dauert es, bis die Briefwahlstimmen ausgezählt sind?

Düsseldorf · Der Anteil der Briefwähler ist bei dieser Bundestagswahl so hoch wie noch nie. Wann, wo und wie diese Stimmen ausgewertet werden – und was das für die Zuverlässigkeit der Zahlen am Wahlabend bedeutet.

 Wahlhelfer bereiten die Auszählung der Briefwahl-Unterlagen vor. Es wird damit gerechnet, dass diesmal so viele Menschen wie nie zuvor ihre Stimme per Briefwahl abgeben haben.

Wahlhelfer bereiten die Auszählung der Briefwahl-Unterlagen vor. Es wird damit gerechnet, dass diesmal so viele Menschen wie nie zuvor ihre Stimme per Briefwahl abgeben haben.

Foto: dpa/David Young

An einem Wahlabend sind stets alle Augen auf die ersten bunten Balken- und Kuchendiagramme gerichtet. Doch die Prognosen, die seit 18 Uhr veröffentlicht werden, sind in diesem Jahr mit besonderer Vorsicht zu genießen - denn die Zahlen dürften sich im Lauf des Abends noch verändern. Der Faktor Briefwahl ist so entscheidend wie nie zuvor: Allein in NRW haben mehrere Millionen Menschen im Vorfeld die Abstimmung per Post beantragt, in manchen Städten – etwa in Köln – liegt der Anteil bei bis zu 60 Prozent.

Natürlich: Es kann zu Unterschieden kommen zwischen der Anzahl derer, die Briefwahl beantragten, und derjenigen, die tatsächlich davon Gebrauch machen. In jedem Fall gibt es für Wahlhelfer an diesem Sonntag jede Menge zu tun: Die roten Wahlbriefe, die gesammelt und unter Verschluss gehalten wurden, werden erst am Wahltag ausgezählt – und zwar erst nach 18 Uhr, wenn die Wahllokale geschlossen haben.

Zuvor, gegen 15 Uhr, sind die Wahlbriefe an den jeweils zuständigen Briefwahlvorstand verteilt worden. Er besteht aus fünf bis neun wahlberechtigten Personen. Ein Briefwahlvorstand muss grundsätzlich für mindestens 50 Wahlbriefe zuständig sein – damit nicht erkennbar wird, wie einzelne Personen gewählt haben. Dieser öffnet ab nachmittags die Wahlbriefe und prüft, ob die darin enthaltenen Wahlscheine gültig sind. Ist das der Fall, werden diese und die verschlossenen Stimmzettel-Umschläge getrennt und letztere in die Wahlurne geworfen – so dass niemand nachvollziehen kann, wer wie gewählt hat.

Wie lange dauert nun die Auszählung?

Die Auszählung an sich geschieht öffentlich, jeder kann theoretisch zuschauen. Die Briefwahl-Stimmen fließen in das vorläufige Endergebnis ein. Gemeint ist das vom Bundeswahlleiter bekanntgegebene vorläufige Endergebnis, nicht die 18-Uhr-Prognose.

Wie lange dauert nun die Auszählung? Das lässt sich pauschal nicht beantworten; je nach Größe des Wahlbezirks, Anzahl der Briefe und Helfer kann das bis spät in den Abend, mindestens aber bis 20 Uhr dauern. Trotzdem sind die Nach-18-Uhr-Prognosen nicht völlig falsch.

Denn damit diese dem Wahlergebnis tatsächlich möglichst nahe kommen, erstellen Statistiker vor jeder Wahl ein Modell, um auch die Stimmen derjenigen zu berücksichtigen, die nicht oder per Post an den Befragungen teilnehmen. Am Wahltag selbst geht es weiter: Infratest dimap entsendet etwa 205 Korrespondenten, die nach 18 Uhr Wahlergebnisse aus Briefwahlbezirken übermitteln. Diese Daten werden gewichtet und fließen nach eine mathematischen Modell in die späteren Hochrechnungen ein.

Die erste Hochrechnung wird aktuell deutlich später als sonst erwartet, da die Wahlforscher warten wollen, bis es belastbare Zahlen unter Einberechnung der Briefwahl gibt. Zudem dauert die Auszählung unter Hygienebedingungen ohnehin länger als sonst. Es könnte an diesem Sonntag also bis spät in die Nacht dauern.

(Mit Material der dpa)

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