NRW-Landesliste CDU wählt Muslimin auf guten Platz 25

MÜNSTER · Cemile Giousouf steht vor dem Einzug in den Bundestag. Bundestagspräsident Norbert Lammert ist wieder Spitzenkandidat.

 Auf dem Sprung nach Berlin: Cemile Giousouf.

Auf dem Sprung nach Berlin: Cemile Giousouf.

Foto: dpa

Cemile Giousouf strahlte, Armin Laschet war sichtlich erleichtert. Die "kleine Revolution" des Vorsitzenden im größten CDU-Landesverband war geglückt: Sollte der Platz 25 ziehen, wovon viele der Christdemokraten ausgehen, so zöge zum ersten Mal eine muslimische Kandidatin in den Bundestag. In einer Kampfkandidatur um eben jenen Platz 25 gegen die Düsseldorfer Frauenpolitikerin Sylvia Pantel setzte sich die 34-jährige Deutsch-Türkin Giousouf auf der Landesdelegiertenkonferenz der NRW-CDU in Münster mit Zweidrittelmehrheit klar durch.

Bis zuletzt hatte sich der frühere Integrationsminister Laschet für die türkeistämmige Politologin aus Aachen stark gemacht. Die Unruhe an Teilen der Basis war der Parteizentrale nicht verborgen geblieben - es wurde viel telefoniert. Den 250 Delegierten in Münster machte Laschet in einem eindeutigen Plädoyer klar, dass sich die christliche CDU auch für Menschen mit muslimischem Glauben weiter öffnen müsse. Die Partei zog mit - auch wenn einige Konservative noch erhebliche Bauchschmerzen beim neuen Kurs haben.

Cemile Giousouf war im Wahlkreis Hagen/Ennepe-Ruhr 1 als Direktkandidatin nominiert worden. Im "roten Hagen" sind die Chancen für eine direkte Wahl gering - mit Listenplatz 25 rückt sie aber auf eine aussichtsreiche Position. In einer brillanten Vorstellungsrede erinnerte Giousouf an ihre Funktionen im Landesvorstand, in der Frauen-Union und als Vizevorsitzende des deutsch-türkischen Forums. "Dass ich für den Bundestag nominiert wurde, ist eine unglaubliche Anerkennung der Zuwanderer." Ihr Ziel sei es, viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte für die CDU zu gewinnen. Am Ende erntete Giousouf, die Referentin im NRW-Arbeitsministerium ist, kräftigen Applaus der Delegierten.

Die Kandidatin verändert die CDU. Deshalb war auch ihrem Mentor Laschet frühzeitig klar, dass er mit der Muslimin politisch weit vorprescht und bei deren Scheitern ein hohes persönliches Risiko laufen würde. Giousoufs Gegenkandidatin Pantel, die sich selbst vorschlug und an ihre "Ochsentour" an der Basis erinnerte, musste sich aber mit einem Drittel der Stimmen zufrieden geben und landete aussichtslos auf Platz 45.

Giousouf fühlt sich nach eigenen Worten im Wahlkreis Hagen gut aufgehoben. Mit einer Zuwanderungsquote von 35,3 Prozent weist Hagen landesweit den höchsten Anteil an Migranten auf. "Jedes zweite Kind in Hagen hat eine Zuwanderungsgeschichte", betonte Giousouf. Die derzeit noch in Aachen wohnhafte Muslimin will künftig in der ganzen Partei für ein besseres Miteinander der Kulturen wirken. Für Diskussionsstoff ist gesorgt.

Mit fast 99 Prozent der Stimmen wurde Bundestagspräsident Norbert Lammert als Spitzenkandidat der NRW-CDU auf der Landesliste nominiert. Auf den nächsten Plätzen landete viel Bundesprominenz: Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, Unionsfraktions-Vize Ingrid Fischbach, Generalsekretär Hermann Gröhe und Staatssekretär Peter Hintze.

Auf Platz 6 wurde Elisabeth Winkelmeier-Becker aus dem Rhein-Sieg-Kreis gewählt, direkt dahinter Wolfgang Bosbach. Einen aussichtsreichen Rang hat auch Gisela Manderla aus Köln (22) inne. 2009 zog die CDU-Landesliste bis Platz 24. Bei dem neuen Wahlrecht gehen die Parteien davon aus, dass die Liste weiter zieht. Kurz dahinter folgen die Bonnerin Claudia Lücking-Michel (28), Klaus-Peter Flosbach (Oberbergischer Kreis, 29) und Georg Kippels (Rhein-Erft-Kreis, 33).

Keine Aussichten auf ein Listenmandat dürften haben: Helmut Nowak (Leverkusen, 44), Karsten Möring (Köln, 46), Detlef Seif (Euskirchen/Rhein-Erft-Kreis, 49) und der Kölner Heribert Hirte (Platz 55). Gar keinen Platz auf der Liste hat der frühere CDU-Landesvorsitzende Norbert Röttgen. Sein Rhein-Sieg-Wahlkreis gilt aber genau wie jener von Seif als sichere CDU-Hochburg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort