Kommentar zur Boris Johnson-Krise Das Maß ist voll

Meinung | London · Der britische Premierminister Boris Johnson steht wegen der Affäre um mutmaßliche Parties während der Corona-Lockdowns im Vereinigten Königreich in der Kritik – die Opposition fordert den Rücktritt. Auch die Torys sollten handeln, sagt Susanne Ebner in ihrem Kommentar.

   Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, spricht im britischen Unterhaus.

Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, spricht im britischen Unterhaus.

Foto: dpa/House Of Commons

Hinhalten, Verzögern, Wegreden. So lässt sich die Taktik Boris Johnsons und seiner Unterstützer in den vergangenen Wochen wohl am besten zusammenfassen. Die Ermittlungen durch die Beamtin Sue Gray sollen Klarheit bringen, hieß es. Sie sollen zeigen, was tatsächlich passiert ist, hieß es. Wenn sie beweisen, dass Boris Johnson gegen Gesetze verstoßen hat, tritt er zurück, hieß es. Das Problem: In dem Bericht geht es, anders als bei den polizeilichen Ermittlungen von Scotland Yard gar nicht darum, mögliche Straftaten nachzuweisen. Stattdessen sollen in dem Bericht Fakten zusammengetragen werden. Fakten, von denen die meisten Briten längst Kenntnis haben. Dazu gehört zum Beispiel eine Party während des Lockdowns im Mai 2020. Eine von vielen Feiern, von der der Premier erst keine Kenntnis gehabt haben soll, dann nicht dabei gewesen sein will und dann nicht gewusst haben will, dass so etwas verboten ist. Der Report ist wichtig, aber eigentlich braucht man ihn nicht mehr, um zu erkennen, dass das Maß des Tolerierbaren längst überschritten ist.