GA-Interview mit Rüdiger Grube "Den Lärm um die Hälfte reduzieren"

Nicht mit neuen Strecken, sondern längeren, aber dafür leiseren Zügen plant Bahnchef Rüdiger Grube. Mit ihm sprach in Bonn Bernd Eyermann.

Die Bahn will mehr Güter auf die Schiene bringen. Doch mehr Güter kann auch bedeuten: mehr Lärm für die Anwohner am Mittelrhein. Was tun Sie dagegen?
Rüdiger Grube: Wir nehmen die Belange der Anwohner sehr ernst und arbeiten daran, die Lärmbelastung nachhaltig zu reduzieren. Wir haben eigens eine Lärmschutzbeauftragte bei der DB ernannt und im vergangenen Dezember einen Projektbeirat für den Mittelrhein eingerichtet. Unsere neue Strategie DB 2020 hat zum Ziel, Umweltvorreiter zu werden, unter anderem auch, indem wir den Schienengüterverkehrslärm um 50 Prozent reduzieren, in Dezibel ausgedrückt: um zehn Dezibel. Nach unserem Plan wollen wir den Lärm im Mittelrheintal bis 2020 um die Hälfte reduzieren.

Wie wollen Sie das erreichen?
Grube: Durch eine ganze Reihe von Maßnahmen. Eine ganz entscheidende ist die Umrüstung der Waggons auf sogenannte Flüsterbremsen. Insgesamt stehen in Deutschland rund 180 000 Wagen zur Umrüstung an, davon gehören rund 60 000 der Deutschen Bahn, der große Rest wird von anderen deutschen und europäischen Wagenhaltern betrieben. Diese Dimension macht deutlich, dass wir den Schienenverkehrslärm nur dann nachhaltig reduzieren können, wenn alle mitspielen.

NRW-Verkehrsminister Harald Groschek sprach davon, dass die Ruhr-Sieg-Strecke Dortmund-Siegen-Frankfurt als "Bypass" ertüchtigt werden soll. Rheinland-Pfalz hat Alternativen durch Eifel/Hunsrück oder Westerwald ins Spiel gebracht. Was halten Sie davon?
Grube: Natürlich gibt es viele Ideen. Die Ruhr-Sieg-Strecke ist heute nicht geeignet, weil die Querschnitte der Tunnel nicht ausreichen, um beispielsweise Containerzüge zu fahren. Ich sage: Nichts ist ausgeschlossen, aber unsere oberste Priorität ist jetzt, das Mittelrheintal leiser zu machen.

Reicht die Kapazität der Rheinstrecke denn überhaupt aus, um zusätzlichen Verkehr aufzunehmen?
Grube: Wir gehen davon aus, dass die zusätzlichen Mengen im Güterverkehr vor allem über eine bessere Auslastung der Züge und längere Züge aufgenommen werden.

Und an manchen Stellen heben sich die Schranken gar nicht mehr?
Grube: Ich hab viel Verständnis für die Bürger, die dort wohnen und Kritik üben. Wir müssen dem Anliegen der Bevölkerung nachkommen und ernsthaft und nachhaltig vor allem an dem Thema Lärmschutz arbeiten. Zum Jahresende werden wir ein Konzept vorstellen, wie wir insbesondere im Mittelrheintal, also auf den beiden Rheinstrecken zunächst für den Bereich zwischen Koblenz und Bingen, zu einer nachhaltigen Lärmreduzierung kommen können.

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