Helmut Schmidt Der Altbundeskanzler über seine neue Lebensgefährtin Ruth Loah

BONN · Der Altbundeskanzler sitzt bei Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, erzählt vom Erwachsenwerden, von der notwendigen Erfahrung von Gut und Böse und davon, dass er gern seinen Großvater kennengelernt hätte. Plötzlich ist man in der Familie. Di Lorenzo fragt: "Gibt es außer Loki einen Menschen, an den Sie beinahe täglich denken?" Schmidt bejaht.

 Altkanzler Helmut Schmidt und seinen neue Lebensgefährtin Ruth Loah 2011 in Hamburg zu Gast im Rolf-Liebermann-Studio des NDR.

Altkanzler Helmut Schmidt und seinen neue Lebensgefährtin Ruth Loah 2011 in Hamburg zu Gast im Rolf-Liebermann-Studio des NDR.

Foto: dpa

Es gibt kleine Formen im deutschen Journalismus, die konkurrenzübergreifend Spaß machen. Eine dieser Formen ist das Zwiegespräch zwischen Helmut Schmidt und dem "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, das in unregelmäßigen Abständen im "Zeit-Magazin" erscheint. Zunächst unter dem Titel "Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt" - mittlerweile ein Very-Best-Seller. Jetzt unter dem Titel "Verstehen Sie das, Herr Schmidt?"

Gestern war es wieder soweit. Di Lorenzo spricht mit dem 93-Jährigen über den Krieg, die Volljährigkeit, das Erwachsensein. "Was macht einen Menschen zu einem Erwachsenen?", will di Lorenzo wissen. "Ein Mensch, der die Liebe noch nicht erlebt hat, ist noch nicht wirklich erwachsen", antwortet Schmidt.

Er hat die Liebe erlebt, war 68 Jahre mit Hannelore Glaser, genannt Loki, verheiratet. Sie starb im Oktober 2010, und nicht wenige befürchteten, Helmut Schmidt würde diesen Tod nicht überwinden.

Jetzt sitzt er also bei Giovanni di Lorenzo, erzählt vom Erwachsenwerden, von der notwendigen Erfahrung von Gut und Böse, auch von der Erfahrung der Verantwortung und davon, dass er gern seinen Großvater kennengelernt hätte. Plötzlich ist man in der Familie. Di Lorenzo fragt: "Gibt es außer Loki einen Menschen, an den Sie beinahe täglich denken?"

Schmidt: "Beinahe täglich denke ich an meine Freundin Ruth Loah." Di Lorenzo fragt nach: "Bei ihr haben Sie nach Lokis Tod Halt gefunden: Ist sie Ihre neue Lebensgefährtin?" "Ja." "Seit wann kennen Sie sie?" "Ich kenne sie seit 1955. Sie war mal meine Mitarbeiterin, auch hier bei der Zeit. Sie ist eine große Hilfe." Mehr sagt Helmut Schmidt, der seit dem Tod seiner Frau auch deren Ehering trägt, nicht.

1955. Seit 57 Jahren. Damals war Schmidt noch Innensenator in Hamburg, ehe er seine bundespolitische Karriere in Bonn startete. In Bonn ist die heute 79-jährige Ruth Loah, anders als Schmidts Sekretärinnen aus der Kanzlerzeit, als Liselotte Schmarsow und Mariana Duden, oder auch als Juliane Weber, die Büroleiterin von Schmidts Nachfolger Helmut Kohl, keine öffentlich bekannte Persönlichkeit.

Schmarsow, die schon Fritz Erler zuarbeitete, und Duden, die später im Vorzimmer von Gerhard Schröder saß, gehörten sozusagen zum bekannten Spitzenpersonal der Regierung. Loah nicht.

Das verbindet sie, neben der Ähnlichkeit in der aktuellen Biografie, übrigens mit Maike Richter, der heute 48-Jährigen, die seit vier Jahren mit Helmut Kohl verheiratet ist, nachdem dessen Frau Hannelore sich 2001 das Leben genommen hatte. Maike Richter hatte Kohl in den 90er Jahren im Kanzleramt kennengelernt.

Mit einer Geschichte räumen Di Lorenzo und Helmut Schmidt im besagten Magazin-Gespräch auch gleich auf. Mit der Beziehung des Kanzlers zu Lilli Palmer. Die berühmte Schauspielerin, sagt Schmidt, "war mit meiner Frau genauso befreundet wie mit mir". "War Lilli Palmer eine Frau zum verlieben?" "Ja, aber ich habe mich nicht verliebt."

Schnitt. Umfrage in der aktuellen "Hörzu". Wer ist das größte lebende Vorbild der Deutschen? 61 Prozent sagen: Helmut Schmidt.

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