Clemens Hoch ist Chef der Mainzer Staatskanzlei Der Manager der Landesregierung
MAINZ · Die Karriere von Clemens Hoch, seit September Staatskanzleichef, wird gern mit einem Fahrstuhl verglichen, nur dass ein paar Stockwerke ausgelassen wurden. Wer den 36-jährigen Juristen aus Andernach darauf anspricht, erhält eine schlagfertige Antwort.
"Ich fahre nie Fahrstuhl", lächelt der Sozialdemokrat. In seinem Amtssitz, dem "Neuen Zeughaus" direkt neben dem Landtag, nutze er gern die Treppe. Schließlich sitze er ja viel am Schreibtisch.
Wenn schon nicht im Fahrstuhl unterwegs, so hat der Rheinländer in den vergangenen Jahren doch ein paar Treppenstufen auf einmal genommen. Mit 28 Jahren schaffte der Rechtsanwalt, der in Bonn studiert hatte, den Einzug in den Landtag. Er wurde rechtspolitischer Sprecher, später Obmann der SPD-Fraktion im Nürburgring-Untersuchungsausschuss. Hoch erwies sich als eloquent, klug und taktisch geschickt. Hätte er seinerzeit die Entwicklungen am Ring kritischer hinterfragen müssen? "Ich war Obmann der regierungstragenden Fraktion", erklärt Hoch seine damalige Rolle. Und sagt: Er fühle sich in der Ring-Affäre unbelastet.
2013 der Stabwechsel an der Regierungsspitze. Kurt Beck ging, Malu Dreyer wurde Ministerpräsidentin, Hoch wechselte in die Staatskanzlei, wurde Stellvertreter der dortigen Chefin Jacqueline Kraege und so etwas wie die rechte Hand Dreyers. Dass er sich in den Untiefen des Nürburgrings auskannte, war kein Nachteil.
Welche Sprengkraft der Ring noch haben sollte, sah man im November. Auch wegen des Ring-Debakels zog die Ministerpräsidentin die Reißleine und bildete ihr Kabinett um. Dreyer ernannte Kraege zur Bevollmächtigten beim Bund und für Europa, für Medien und Digitales. Die Landesvertretung wurde organisatorisch in die Staatskanzlei eingegliedert, die Ministerialverwaltung gestrafft. "Tolle Synergien" ergäben sich nun, findet Hoch, der seitdem Chef in der Staatskanzlei ist. Laut Gerüchteküche sollen er und der damalige Sozialminister Alexander Schweitzer eng in die Planungen eingebunden gewesen sein.
Hauptaufgabe Hochs ist die Koordination der Ministerien. Er hat dafür zu sorgen, dass das Regieren möglichst geräuschlos abläuft, Kabinettsbeschlüsse umgesetzt werden. Für den Job braucht es auch Reputation gegenüber den Ministern, die im Kabinett eine starke Stellung haben. Im Zweifel weiß der Staatskanzleichef den starken Arm Dreyers hinter sich.
Die 53-Jährige hatte lange Zeit das Image der charmanten, herzlichen Vollblutpolitikern, die im Zweifel auch durchgreifen kann. Mit der Kabinettsumbildung hat die Öffentlichkeit nun auch die Machtpolitikerin kennengelernt. Hoch sagt, die Ministerpräsidentin sei sehr klar in der Ansage, jeder wisse, wo er dran sei. Dreyer sei aber alles andere als unkooperativ. "Sie ist sehr kritikfähig, man kann sie auch überzeugen." In den Sitzungen des Kabinetts gebe es eine offene Diskussionskultur. Eine der Fähigkeiten der Ministerpräsidentin sei es, "Diskussionsenden zusammenzubinden und Vorschläge zu machen, hinter der alle stehen".
Hoch steht nun selbst im Feuer, doch damit dürfte er umgehen können. Der zweifache Familienvater pendelt täglich die rund 120 Kilometer zwischen Andernach und Mainz. Sein Ziel sei es, einmal am Tag seine Kinder zu sehen, sagt er. Die Fahrt im Dienstwagen nutzt er, um Akten wegzuschaffen, sich in Themen "reinzuschaffen". In der Regierungszentrale steht seine Tür immer offen. "Mir ist es lieber, mal 15 Minuten zu reden als fünfseitige Vermerke zu schreiben."