Ahrflut Experte kritisiert Landrat und Ex-Ministerin Spiegel

Mainz · Im Flut-Untersuchungsausschuss hat der Direktor des Kieler Instituts für Krisenforschung, Frank Roselieb, den Landtag sowie die damalige Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) gerügt.

 Sachverständiger kritisiert Anne Spiegels Verhalten während der Flut-Katastrophe.

Sachverständiger kritisiert Anne Spiegels Verhalten während der Flut-Katastrophe.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Der Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags zur Flutkatastrophe im Ahrtal hat die Rolle der koordinierenden Landesbehörde und die Kommunikation in der Landesregierung in den Blick genommen. Der Direktor des Kieler Instituts für Krisenforschung, Frank Roselieb, rügte am Freitag deutliche Defizite des Landrats, aber auch der damaligen Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne). Bei der Katastrophe waren im Sommer an der Ahr 134 Menschen ums Leben gekommen.

Die Hauptverantwortung habe beim damaligen Landrat Jürgen Pföhler (CDU) gelegen, sagte der Sachverständige. Danach komme es in zweiter Linie auf die Fachministerin Spiegel an. „Da hat nach unserer Einschätzung die Führungsstärke gefehlt“, sagte Roselieb und vergab für die jetzige Bundesfamilienministerin die Schulnote drei bis vier. Das Verhalten von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bewertete Roselieb mit zwei minus. Sie müsse ran, wenn es die Ministerin nicht könne. Innenminister Roger Lewentz (SPD) habe getan, was er konnte.

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hatte am 14. Juli nach Darstellung ihres Referatsleiters Katastrophenschutz sowie ihres Chefs Thomas Linnertz keine Hinweise auf die verheerende Entwicklung im Ahrtal mit 135 Toten. „Es war eine Flächenlage, die mehrere Kreise betroffen hat“, berichtete Referatsleiter Heinz Wolschendorf. „Dass es so dramatisch aussieht im Kreis Ahrweiler, ist erst am 15. im Laufe des Tages richtig klar geworden.“

In der Katastrophennacht habe die bereits am Morgen eingerichtete ADD-Koordinierungsstelle händeringend versucht, in Deutschland und europaweit nachtflugtaugliche Hubschrauber mit Seilwinden zu bekommen - ohne Erfolg. Später seien im Ahrtal mindestens 30 Hubschrauber im Einsatz gewesen. Insgesamt seien rund 300 Menschen mit Hubschraubern gerettet worden und mindestens noch einmal so viele mit anderen Mitteln. Die 760 Verletzten hätten seines Wissens nach alle überlebt.

Ministerpräsidentin Dreyer und Innenminister Lewentz (beide SPD) sollten noch am Freitag als Zeugen in dem Untersuchungsausschuss aussagen - Dreyer als letzte von acht Zeugen.

(dpa)
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