Warum "Krankmachen" kein Mittel im Tarifkonflikt sein kann Air Berlin: Piloten im Blindflug
Meinung · Mit den wilden Streiks schaden die Flugkapitäne sich selbst, ihren Kollegn und der bewährten Tarifpartnerschaft, meint GA-Kommentatorin Delphine Sachsenröder.
Mit ihrem tarifpolitischen Blindflug schädigen die Flugkapitäne die ohnehin stark angeschlagene Marke Air Berlin. Sie gefährden nicht nur ihre eigenen Jobs, sondern auch die ihrer Kollegen am Boden, die in der Regel deutlich schlechter bezahlt sind. Sie lassen ihre Passagiere im Stich, die als Steuerzahler für die staatliche Finanzspritze über 150 Millionen Euro an die marode Airline aufkommen mussten. Und sie verschrecken potenzielle Investoren, die mit ähnlichen Aktionen rechnen müssen, wenn die Bedingungen der Übernahme den Piloten nicht genehm sind.
Am Ende torpediert ein organisiertes Krankmelden jedoch die Grundlagen der Tarifpartnerschaft. Dass Arbeitskämpfe festen Regeln folgen, dient beiden Parteien – Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Wenn eine Berufsgruppe wie die Piloten ihre Macht im Geschäftsbetrieb zu ihrem Vorteil missbraucht, leidet darunter das Verständnis der Gesellschaft auch für die Streikenden, die sich an die Regeln halten. Die Gewerkschaft Verdi hat sich mit ihrem kaum verbrämt geäußerten Verständnis für die Piloten daher einen Bärendienst erwiesen.
Auch die Bundesregierung ist als Strippenzieherin bei Air Berlin auf dem Irrweg. Ihr Ziel eines geräuschlosen Übergangs in Wahlkampfzeiten ist gescheitert.