Kommentar zur Kinderarmut Armutszeugnis

Meinung | Bonn · Wenn Kinder in Armut aufwachsen, leiden nicht nur sie selbst. Es kommt auch die Gesellschaft auf lange Sicht teuer zu stehen.

In Deutschland sind fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche auf die staatliche Grundsicherung angewiesen.

In Deutschland sind fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche auf die staatliche Grundsicherung angewiesen.

Foto: dpa

Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis, dass in einem reichen Land wie Deutschland fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind. Schlimmer noch: Die alarmierenden Zahlen sind nicht neu, aber es geschieht einfach zu wenig, um dieses Problem an der Wurzel zu packen und dafür zu sorgen, dass sich auch in kinderreichen Familien mit niedrigem oder mittlerem Einkommen oder bei Alleinerziehenden die Situation der Kinder verbessert. Trotz einer guten Wirtschaftslage.

Zwar muss keines dieser Kinder hungern oder in Lumpen zur Schule gehen. Aber es geht keineswegs spurlos an den Heranwachsenden vorüber, wenn sie nicht mit von der Partie sein können, wenn ihre Altersgenossen feiern, lernen oder reisen. Da leidet das Selbstbewusstsein, wenn das Geschenk für die Einladung zum Kindergeburtstag unerschwinglich ist, da bleibt ein Teil der Bildung auf der Strecke, wenn außerschulisches Lernen vom Musikunterricht über den Sportverein bis hin zum Lesestoff von den Eltern mit Blick auf den Geldbeutel nicht angeboten werden kann. Eine Situation, die eine Gesellschaft teuer zu stehen kommt. Und zwar gleich doppelt: in dem Moment, wo die Sozialleistungen fällig werden, aber auch später, wenn die entstandenen Defizite bei den Jugendlichen kaum mehr aufzuholen sind.

Deshalb muss die staatliche Existenzsicherung für Kinder grundlegend überdacht werden. Dabei muss es auch darum gehen, neben Geld auch Sachleistungen anzubieten. Dann klappt es besser mit der Teilhabe.

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