Informelles Forum in Bonn Außenminister sprechen über die Krisen der Welt

Berlin · Die G20-Außenminister nutzen die Konferenz in Bonn zur Krisendiplomatie: Kriege, Hunger und Flüchtlingsbewegungen stehen auf der Agenda.

 Neu im Amt: Sigmar Gabriel trifft am Donnerstag in Bonn seine Kollegen zu informellen Gesprächen. Die UN-Stadt wurde ausgewählt, um ein Zeichen für Multilateralismus zu setzen.

Neu im Amt: Sigmar Gabriel trifft am Donnerstag in Bonn seine Kollegen zu informellen Gesprächen. Die UN-Stadt wurde ausgewählt, um ein Zeichen für Multilateralismus zu setzen.

Foto: dpa

In einer Welt aus den Fugen schaltet Sigmar Gabriel für drei Tage in den Konferenzmodus. Bilaterale Gespräche im Halbstundentakt, Aussprache in großer Runde über Krisen und Kriege, über Hunger und Hilfe, über Konfliktprävention und Frieden, was für geschundene Staaten wie Syrien bereits eine Perspektive wäre.

Erst ist der deutsche Chefdiplomat Gastgeber für die G20-Außenminister bei deren Treffen an diesem Donnerstag und Freitag in Bonn. Danach reist Gabriel für wenige Stunden zum ältesten noch begangenen Festmahl der Welt nach Hamburg, wo die Hansestadt zum traditionellen Matthiae-Mahl geladen hat.

Gabriel spricht dort nach der Suppe, der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der als ausländischer Ehrengast die Festrede hält, hat nach dem Hauptgang die Aufmerksamkeit der 400 geladenen Gäste. Hamburg rückt Anfang Juli in den Blickpunkt, wenn dort der G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs erstmals in Deutschland ausgerichtet wird. Dann wird auch US-Präsident Donald Trump zu seinem ersten Deutschland-Besuch erwartet.

Straffes Programm für Gabriel

Nach gehaltenen Reden hetzt Gabriel noch in der Nacht von Hamburg weiter nach München zur 53. Auflage der Sicherheitskonferenz, deren Teilnehmer am Samstag mit großer Spannung dem Auftritt des Vize-Präsidenten der neuen US-Regierung, Mike Pence, entgegensehen. Gabriel hatte Anfang Februar einen ersten Draht geknüpft, als er, kaum dass der Senat Rex Tillerson bestätigt hatte, schon den neuen US-Außenminister in Washington traf. Sie seien ja die „New Kids on the Block“, die neuen Jungs im Viertel, witzelte Gabriel in Anspielung auf den Namen einer gleichnamigen Boygroup aus den 1980er Jahren.

Der SPD-Politiker wird in Bonn schon Stunden vor der ersten G20-Runde Gespräche führen. Erst ein Austausch mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi, danach mit der argentinischen Amtskollegin Susana Malcorra. Argentinien übernimmt von Deutschland am Ende des Jahres den Vorsitz der G20. Am Mittag ist ein Gespräch Gabriels mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow vorgesehen.

Auch Tillerson wird die Konferenz in Bonn für Gespräche im Schnelldurchlauf mit vielen seiner G20-Kollegen nutzen. Erstmals soll er auch seinen russischen Amtskollegen Lawrow treffen. Das Kennenlernen dürfte schon jetzt aufgeladen sein, nachdem US-Präsident Trump Russland dazu aufgefordert hat, die besetzte Halbinsel Krim an die Ukraine zurückzugeben, was Moskau ablehnt.

Bonn gezielt ausgewählt

Die G20-Außenminister wollen ihr informelles Forum in Bonn dazu nutzen, offen und ohne den Zwang, sich auf eine Abschlusserklärung verständigen zu müssen, über nachhaltige Entwicklung auf der Welt (Agenda 2030), den langfristigen Erhalt von Frieden sowie über Chancen und Hilfen für Afrika beraten. Gabriel mahnte noch vor dem Auftakt, kein Staat könne in der vernetzten Welt in der Lage sein, die Probleme auf diesem Erdball alleine zu lösen.

Terrorismus, Wasserknappheit oder Flüchtlingsbewegungen bewältige man nicht mit Abschottung. Die Bundesregierung hat Bonn gezielt als G20-Konferenzort ausgewählt, weil mit dem UN-Standort am Rhein der Multilateralismus gestärkt werden soll. Gabriel: „Wir sind gut beraten, nicht ständig mit dem Feuerlöscher von einem Brand zum nächsten zu laufen.“ Deswegen sei es so wichtig, wenn sich die G20 gemeinsam den Ursachen von Konflikten und den Chancen friedlicher Krisenprävention widmeten.

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