Besuch im Alten Rathaus Außenministerin Baerbock: „Bonn weiter als UN-Stadt stärken“
Bonn · Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat auf Einladung von Oberbürgermeisterin Katja Dörner im Alten Rathaus Fragen von Schülern und Studierenden beantwortet. Dabei äußerte sie sich auch zu Bonn als UN-Standort und Waffenlieferungen an Saudi-Arabien.
Der kleine Junge im grünen Glitzerpullover lässt sich von den Krisen dieser Welt nicht aus der Fassung bringen. Eine UN-Diplomatin hat ihn kurzerhand mitgebracht. Seelenruhig lässt er am Sonntagmittag seine Spielzeugautos über den Parkettboden im Gobelinsaal im Alten Rathaus gleiten, umweltfreundlich angetrieben mit Muskelkraft. Nur ein paar Schritte weiter steht ebenso gelassen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und erklärt die Weltlage und ihre Sympathien für die Vereinten Nationen.
Ihre Parteifreundin und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner hat Baerbock zwischen Grünen-Parteitag im WCCB und EU-Außenministertreffen in Luxemburg zum Dialog mit Bonner Schülern, Studierenden und geladenen Vertretern der hier ansässigen UN-Organisationen eingeladen. Für die sichtlich entspannte Ministerin ist das weitgehend ein Heimspiel unter Freunden. Nur die nicht barrierefreie Stufe an der Eingangstür zum Alten Rathaus bringt sie bei der schwungvollen Ankunft fast zu Fall. Sonst pariert Baerbock alle Anfragen und Kritik souverän und mit klaren Argumenten und weist zwischendurch ein paar Schüler noch kurz auf bessere Stehplätze hin.


Vor allem plädiert Baerbock uneingeschränkt für den Multilateralismus: „Wenn die Vereinten Nationen nicht schon seit 70 Jahren existieren würden, wäre es jetzt Zeit, sie zu gründen“, sagt sie. Das Votum von 143 Staaten in der UN-Vollversammlung in der vergangenen Woche gegen den Angriffskrieg Russlands sieht sie als wichtiges Signal: „Wenn wir diese Methode akzeptieren würden, könnte kein Land auf der Welt mehr ruhig schlafen.“ Auch bei Anstrengungen gegen die Klimakrise könne es keine Alleingänge geben. Und die sei „die größte Gefahr unserer Zeit“.
Baerbock gegen Schließung iranischer Botschaften
Einen „herzlichen Dank“ spricht Baerbock in diesem Zusammenhang der Stadt Bonn aus. Die habe ihren Sitz als UN-Standort nicht nur verteidigt, sondern etwa bei der Weltklimakonferenz vor fünf Jahren aktiv mit Leben gefüllt. „Es ist wichtig, dass wir Bonn weiter als UN-Stadt stärken. Ich freue mich, dass wir das gemeinsam zwischen Berlin und Bonn leisten“, sagt Baerbock.
In der Außenpolitik im anschließenden Dialog plädiert die Ministerin fürs Maßhalten: „Es ist wichtig, dass wir nichts versprechen, was wir nicht halten können“, erklärt sie auf Reaktionen auf die Proteste im Iran angesprochen. Noch mehr Sanktionen gegen Einzelpersonen ja, die Schließung iranischer Botschaften nein. Auch als ein Abiturient des Robert-Wetzlar-Berufskollegs die indirekten Waffenlieferungen an Saudi-Arabien anspricht, bleibt Baerbock bei ihrer Linie. An den bestehenden europäischen Vertrag sei sie gebunden. Aber Deutschland werde nicht allein Waffen an das Regime in Riad liefern.
Auch wenn sich viele Schüler und Studierende im Sonntagsstaat ins Alte Rathaus aufgemacht haben, kommt der Dialog mit ihnen leider etwas kurz. Brav hören sie zu, wie ein Vertreter vom Deutsch-Akademischen Austauschdienst Mittelkürzungen beklagt. Auch andere geladene Funktionsträger aus der Entwicklungshilfe melden sich mit ihren Anliegen zu Wort. Mehr als eine gute halbe Stunde bleibt dann auch nicht für Fragen. Schließlich muss Annalena Baerbock pünktlich zum Zug nach Luxemburg, um für die Finanzierung von Klimafolgeschäden zu werben und weitere Iran-Sanktionen zu beschließen. Die Rettung der Welt duldet keinen Aufschub. Angst vor der Vielzahl der Krisen merkt man ihr dabei nicht an. An denen sei die Menschheit doch stets gewachsen, sagt sie.