Europawahl 2014 Axel Voss freut sich erst spät

BONN · Die Sonne tauchte den Horizont schon in ein tiefes Rot, als Axel Voss am Sonntagabend gegen 21.15 Uhr endlich bereit war, sich zu freuen. Denn das Ergebnis des CDU-Kandidaten für das Europaparlament hängt stark von den absoluten Landeszahlen ab.

 CDU-Europaabgeordneter Axel Voss feiert mit seinen Parteifreunden

CDU-Europaabgeordneter Axel Voss feiert mit seinen Parteifreunden

Foto: Barbara Frommann

Der Bonner musste lange bangen, doch dann zeigt der Trend: Die NRW-CDU wird laut vorläufigem Endergebnis acht Abgeordnete nach Brüssel entsenden können. Voss steht auf der Liste auf Platz sieben.

Doch gelöst wirk Voss nicht, als er erklärt, dass er sich nun weitere fünf Jahre um den Schutz personenbezogener Daten kümmern wird. "Das massenhafte Ausspionieren von Daten wird die EU verstärkt beschäftigen", sagt der 51-Jährige.

Und doch: Für die EVP/CDU werde es nicht einfach werden angesichts der vielen kleinen Gruppierungen, die im Parlament vertreten sein werden. "Ich bedaure es sehr, dass die AfD so viele Stimmen bekommen hat und dass Parteien wie die NPD auch Sitze in Brüssel bekommen."

CDU verliert an Stimmen

Leichte Verluste hat die CDU Bonnweit zu verzeichnen: 33,8 Prozent waren es 2009, diesmal 29,69 Prozent. Damit liegt die Partei etwa im Bundestrend. Bonnspezifisch sei das Ergebnis nicht. Sicherlich, meint Voss, habe Schulz mit seinem letzten Slogan ("Nur wenn Sie Martin Schulz und die SPD wählen, kann ein Deutscher Präsident der EU-Kommission werden.") viele Stimmen von der CDU abgeworben habe.

28,36 Prozent haben in Bonn die SPD für das EU-Parlament gewählt. Damit hat die SPD gegenüber den EU-Wahlen von 2009 um satte neun Prozent zugelegt. "Es hat sich eben gelohnt, dass wir einen eigenen Wahlkampf in Bonn geführt haben", sagt Kandidatin Dörte Schall, 35.

Die stellvertretende Vorsitzende der Bonner SPD steht auf Platz 50 der Liste und zieht damit ganz sicher nicht ins Brüsseler Parlament. Ist aber dennoch stolz auf ihr Ergebnis. Dass die SPD dagegen im Stadtrat fünf Prozent weniger bekommt, findet ihre Fraktionschefin im Bonner Stadtrat, Bärbel Richter, "irritierend".

"Bürger finden Rente mit 63 gut"

Für den Bonner SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber hat sich wirkt sich vor allem die Bundespolitik auf das Ergebnis aus - zum Beispiel die Rente mit 63: "80 Prozent der Medien haben sie schlechtgeredet, aber 80 Prozent der Bürger finden sie gut", so Kelber.

Der Bonner Landtagsabgeordnete Bernhard "Felix" von Grünberg ist, so wie Voss, überrascht vom guten Abschneiden der AfD, die in Bonn fast sechs Prozent bekommen. Von Grünberg: "Ich hätte nicht gedacht, dass die so viele Stimmen bekommen."

16,73 Prozent stimmen für die Grünen aus Bonn. "Man erkennt, dass die Partei auf einem guten Weg ist. Nach der Bundestagswahl, bei der wir weit unter unseren Möglichkeiten geblieben sind, lässt das hoffen", sagt die Bonner Bundestagsabgeordnete Katja Dörner, die sich darüber freut, dass die NRW-Kandidatin Terry Reintke mit ihrem Listenplatz neun wieder ins Parlament einzieht. Wir erreichen sie auf dem Weg zur Wahlparty im EU-Parlament in Brüssel.

Aufwind für rechte Parteien

"Es war uns wichtig, uns als dritte Kraft in Europa zu etablieren, und das haben wir erreicht", sagt sie. Ein Wermutstropfen bleibe indes: Der Einzug rechter und rechtspopulistischer Gruppierungen. "Das wird die Arbeitsatmosphäre in Europa erschweren, aber ich hoffe, dass wir demokratischen Kräfte dennoch kontroverse und fruchtbare Debatten führen könne", sagt sie am Telefon.

FDP-Spitzenkandidat Alexander Graf Lambsdorff wählte morgens um 10 Uhr in der Till-Eulenspiegelschule, abends sah man ihn ziemlich betroffen zwischen Wolfgang Kubicki und Wolfgang Lindner stehen. "Ich will nichts schön reden", sagt der Bonner am Telefon.

Aber die 7,1 Prozent in Bonn sind schon eine Ermunterung in dieser schweren Stunde." Die Enttäuschung der Wähler über die Regierungsarbeit sei noch nicht überwunden, in Bonn indes spüre er, dass die Bonner anerkannten, dass er und Leute wie Joachim Stamp für solide und glaubwürdige liberale Politik stünden.

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