Von großen und kleinen Grenzgängern Bapp feiert Jubiläum mit Bergsteiger Reinhold Messner

Bonn · Die Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik feierte ihr zehnjähriges Jubiläum – mit dabei waren prominente Gäste: Der Bergsteiger Reinhold Messner und Verfassungsrichter Peter Müller hielten jeweils eine Rede.

 Extrembergsteiger Reinhold Messner redet bei der Jubiläumsveranstaltung der Bapp.

Extrembergsteiger Reinhold Messner redet bei der Jubiläumsveranstaltung der Bapp.

Foto: Westhoff

Am Anfang der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (Bapp) stand Bodo Hombach. Auch nach zehn Jahren steht er als Präsident an der Spitze. Die Bapp ist so etwas wie das Spätwerk des 69-Jährigen. Der frühere Wahlkampfmacher von Johannes Rau, Kanzleramtsminister von Gerhard Schröder und Medienmanager beim WAZ-Konzern gehörte zu den Gründungsvätern und prägte die Akademie wie kein anderer.

Weil sie ein An-Institut der Bonner Universität ist, gratulierte Rektor Michael Hoch bei der Jubiläumsveranstaltung am Mittwochabend besonders herzlich. Die Bapp habe sich zu einem Aushängeschild der Uni entwickelt, sagte Hoch. Entscheidenden Einfluss dabei habe Hombach selbst gehabt. Der Rektor nannte ihn einen „Glücksfall für unsere Universität“ und meinte an ihn gewandt: „Sie sind der Inbegriff eines gewinnenden Netzwerkers.“

Der Extrembergsteiger und der Verfassungsrichter

Ob zu seinem Netzwerk auch Reinhold Messner und Peter Müller gehören, verriet Hombach vor den rund 80 Besuchern zwar nicht. Gleichwohl: Der Extrembergsteiger und der Verfassungsrichter waren die Festgäste zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Akademie. Unter dem Motto „Perspektivwechsel: Welche Bedeutung haben Grenzgänger für Politik und Gesellschaft?“ berichteten beide von ihren diesbezüglichen Erfahrungen.

Messner meinte, er sei nur zufällig zum Grenzgänger geworden, nachdem er als Junge den Wunsch gehabt habe, hinter den Rand seines engen Südtiroler Tals zu schauen. Immer wieder habe er sich neu erfunden. Zunächst als Bergsteiger. „Aber als ich gemerkt habe, dass meine Geschicklichkeit abgenommen hat und dass meine Kräfte nicht mehr ausgereicht haben, bestimmte Höhenmeter zu schaffen, habe ich mir neue Aufgaben gesucht.“ Messner durchquerte Sand- und Eiswüsten, schuf Museen und zog für fünf Jahre ins Europaparlament ein.

Müller wurde nach Messners Vortrag fast demütig. Er habe sich gefragt, was er zu dem Thema beizutragen habe. Gegenüber Messner sei er ein „Bonsai-Grenzgänger“, habe er doch nur die Grenzen zwischen Legislative, Exekutive und Judikative überschritten. Nach 21 Jahren als Landtagsabgeordneter und elf Jahren als Ministerpräsident im Saarland wechselte er 2011 als Richter an das Bundesverfassungsgericht.

„Warum dieser Wechsel?“, fragte Moderatorin Bettina Böttinger. Solange Ministerpräsident – „das reicht“, meinte Müller. Für ihn sei es wichtig gewesen, Neues zu versuchen, um sich beweisen zu könne. „Aber ich habe auch weiche Knie gehabt“, gab er zu. Das sei aber nichts gegen das Grenzgängertum Messners, so Müller ein. Der Bergsteiger hatte zuvor erzählt, wie oft er im Gebirge dem Tode nahe war.

Aber Messner redete nicht nur über seine Erfahrungen am Berg. Als Kurzzeit-Politiker habe er erlebt, dass der Job eines Volksvertreters sehr hart sei und dass die meisten von ihnen sehr um das Wohl der Menschen bemüht seien. Dass man in der Politik nicht früher auf den sich abzeichnenden Klimawandel reagiert habe, sei „sicher keine Böswilligkeit“ gewesen. Er rede lieber von zu langem Zögern der Politik. Messner fügte hinzu, jetzt brauche man die Wissenschaft und die Technologie, um Wege zu finden, die globale Erwärmung zu stoppen. Das wiederum ist ein anderes Thema – eines, das sicher auch wieder bei der Bapp diskutiert wird, im zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens.

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