Kommentar Behörden speichern sensible Daten von Fußball-Fans teils ohne Grund

Meinung | Berlin · In der Datei „Gewalttäter Sport“ sind aktuell die Daten von 10.000 Personen gespeichert, ohne dass der Grund für die Erfassung genannt ist. Ein weiteres Problem: In der sogenannten "Hooligan-Datei" landen auch normale Fans. Kritikwürdig, findet GA-Korrespondent Holger Möhle.

Es gibt Fans. Und es gibt Hooligans. Bei der Fußball-EM vor zwei Jahren in Frankreich schockten Schläger aus Russland, die mit einem kostenlosen Charterflug zum Spiel gegen England nach Marseille geflogen wurden, die Welt. Einige der Fans, später auf der Rückreise in Köln verhaftet, prahlten nach ihrer Schlacht: Englische Hools seien nur Mädchen.

Wenn in drei Monaten die Fußball-WM in Russland angepfiffen wird, wollen dortige Sicherheitsbehörden alles über Fans und Hooligans aus dem Ausland wissen – auch aus Deutschland. Eine Fußball-WM ist ein Hochsicherheitsereignis. Maximale Vorkehr gegen Terror, ebenso bestmöglicher Schutz vor möglichen Auftritten von Schlägertrupps, hoffentlich auch vor solchen aus Russland. Eine Gewaltorgie wie 2016 sollte sich gerade nach dem Auftritt russischer Schläger in Marseille nicht wiederholen.

Wenn deutsche Sicherheitsbehörden auf Anfrage aus Russland Daten über gewaltbereite, womöglich auch bereits einschlägig verurteilte Gewalttäter, getarnt als Fußball-Fans, an das WM-Gastgeberland weitergeben, dient das der Sicherheit des Fußball-Festes. Sollte dabei aber der Datenschutz in Deutschland unterlaufen werden und sollten auch harmlose Fans, deren Daten ohne deren Wissen in der Datei „Gewalttäter Sport“ gespeichert sind, ins Visier geraten, ist das kritikwürdig und muss abgestellt werden. Die meisten Fans sind friedlich. Ihr Ruf wird durch eine vergleichsweise kleine Gruppe Krimineller ramponiert. Gegen diese muss der Staat vorgehen, nicht gegen die echten Freunde dieses wunderbaren Spiels.

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