Akku-Rohstoff Bolivien kippt Lithium-Projekt mit deutscher Beteiligung

Bolivien · Das südamerikanische Land stellt die günstige Lieferung des Akku-Rohstoffs Lithium infrage – ein Schlag für die nationalen Batterie-Ambitionen.

 Der größte Salzsee der Welt, der Salar de Uyuni in Bolivien. Unter seiner Kruste lagern die größten Lithiumreserven der Erde.

Der größte Salzsee der Welt, der Salar de Uyuni in Bolivien. Unter seiner Kruste lagern die größten Lithiumreserven der Erde.

Foto: dpa/Georg Ismar

Ein wichtiges deutsch-bolivianisches Projekt zur Lithium-Förderung steht offenbar auf der Kippe: Präsident Evo Morales habe das Dekret für ungültig erklärt, mit dem er selbst das Vorhaben vor einem Jahr genehmigt hat, berichtet die örtliche Nachrichtenagentur Agencia Boliviana de Información (ABI). Diese nennt jedoch nicht Morales selbst als Quelle, sondern Juan Carlos Cejas, den Gouverneur des Departements, in der die Vorkommen des Akku-Rohstoffs lagern. Das Bundeswirtschaftsministerium habe keine weiteren Informationen zu dem Vorgang, beobachte die Lage aber genau, sagte eine Sprecherin.

In Deutschland ist die Firma Acisa aus Zimmern ob Rottweil im Ostschwarzwald der Projektpartner. Dort ist nun unklar, wie es nun weitergeht. „Wir wurden von der Nachricht überrascht“, sagte Firmenchef Wolfgang Schmutz dieser Zeitung. „Wir haben nur aus der Presse davon erfahren, dass das Dekret außer Kraft gesetzt wurde. Eine offizielle Information von bolivianischer Seite ist bisher nicht erfolgt“, fügte er hinzu. Bis vor wenigen Tagen sei das Projekt noch planmäßig gelaufen, das Gemeinschaftsunternehmen sei erst vor wenigen Tagen ins Handelsregister eingetragen worden.

Lithium lässt sich zwar auch auf dem Weltmarkt einkaufen, doch China war in den vergangenen Jahrzehnten schlau genug, sich rund um den Globus die Rechte an bekannten Vorkommen zu sichern. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will die deutsche Industrie künftig unabhängiger machen von Akkus aus Asien. Schließlich ist die Elektromobilität eine Schlüsseltechnik. Deshalb war er im Dezember 2018 dabei, als die Verträge für das Lithium-Projekt unterzeichnet wurden.

Seitdem hat sich in Bolivien jedoch die Stimmung gegen das Projekt gewandelt. Widerstand gegen ausländische Investitionen ist dort nach Jahrhunderten der Ausbeutung populär. Konkret waren es zwei Gruppen, die Stimmung gegen das Acisa-Projekt gemacht haben. Die eine ist eine Bürgerbewegung in der Stadt nahe dem Salzsee mit dem Lithium. Sie heißt „Comite Civico Potosi“. Die andere ist ein Verband von Bauern aus der bolivianischen Hochebene. Dieser heißt Fructas (Federación Regional de Campesinos del Altiplano Sur). Beide Gruppen sind überzeugt, dass die Deutschen die Einheimischen übervorteilt haben. Sie fordern eine höhere Beteiligung der Region an den Gewinnen.

Im zurückliegenden Präsidentschaftswahlkampf war das Lithium-Projekt ein heiß umstrittenes Thema. Doch trotz Kritik der Opposition blieb Morales bei seiner Entscheidung, den Abbau mit dem deutschen Partner zusammen voranzutreiben. Warum er nun, drei Wochen nach seiner erfolgreichen Wiederwahl, das Projekt gekippt hat, ist derweil unklar.

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