Israel-Besuch Bundespräsident besucht Begegnungsstätte

Givat Haviva · Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier trifft in Israel Vertreter der Zivilgesellschaft zur kontroversen Diskussion. In Givat Haviva besucht er eine Begegnungs- und Bildungsstätte zur Verständigung zwischen Juden und Arabern.

 Autogramm vom Bundespräsidenten: Frank-Walter Steinmeier in Givat Haviva.

Autogramm vom Bundespräsidenten: Frank-Walter Steinmeier in Givat Haviva.

Foto: AFP

Benjamin Netanjahu sollte jetzt verstanden haben. Irgendwie. Und vielleicht sind die Dinge auch viel einfacher, wie der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, mit Blick auf die jüngsten deutsch-israelischen Verstimmungen vermutet.

Netanjahu stehe einfach innenpolitisch unter Druck, womöglich würden in Israel bald Neuwahlen angesetzt. Und je nachdem welche Koalition gerade am Ruder sei, erschwere oder erleichtere dies Treffen ausländischer Politiker mit Vertretern bestimmter Bürgerrechtsorganisationen. Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel erreichte dabei unlängst die Kategorie: eher schwer.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist nach einem Treffen mit Netanjahu dann an Tag drei seines Israel-Besuches erst einmal raus aus Jerusalem gefahren, etwas tiefer in dieses Land, das er als Außenminister elf Mal bereist hat. Zurückgelassen hat er einen israelischen Ministerpräsidenten, der – freundschaftlicher Klaps auf die Schulter – jetzt weiß, dass die deutsch-israelische Freundschaft stark genug sein sollte, „die Stürme der vergangenen zwei Wochen zu überstehen“.

Netanjahu sollte bitte auch bedenken, dass es „keine neuen Übungen“ und „keine neuen Regeln“ brauche im deutsch-israelischen Verhältnis. Vor Studenten der Hebron-Universität hatte Steinmeier noch gewarnt: „Was auch immer geschieht: Niemals darf Sprachlosigkeit zwischen Deutschland und Israel einkehren.“

Der Bundespräsident, Verfechter der Zwei-Staaten-Lösung zwischen Israel und Palästina, will sich in Israel auch angucken, wie es um den Dialog zwischen jüdischen und arabischen Israelis bestellt ist. In Givat Haviva, zwischen Tel Aviv und Haifa gelegen, hat sich eine Begegnungs- und Bildungsstätte die Verständigung zwischen Juden und Arabern zur Aufgabe gemacht.

Seit 2016 unterstützt das Auswärtige Amt dort ein Projekt, das jungen arabischen Israelis ein IT-Förderprogramm anbietet. Bildung und Arbeit sind eigentlich weltweit eine gute Investition gegen Extremismus, weiß auch Steinmeier. In Givat Haviva versuchen sie seit 1949, jüdische und arabische Israelis für eine friedliche Koexistenz zusammenzubringen. Töpfern, Malen, Reden, die Kultur „der anderen“ kennenlernen.

Die Vorurteile der jüdischen und der arabischen Israelis voneinander sind nachdrücklich, wie Mohammad Darawshe erzählt, der von Givat Haviva aus die Idee gemeinsamer Gemeinden von Juden und Arabern ins ganze Land tragen will. Vor allem bei den Kindern sei die Furcht vor der anderen Bevölkerungsgruppe ausgeprägt: „Erst haben sie Angst, dass sie dich töten. Nach zwei Tagen aber essen sie vom selben Teller.“

Dann rollt das deutsche Staatsoberhaupt mit bemerkenswerter Kolonne in Givat Haviva ein. Mit in der Delegation: der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Auch Charlotte Knobloch, die dieses Amt früher innehatte, ist dabei, ebenso Friede Springer. Ein großes Transparent begrüßt Steinmeier in drei Sprachen: Hebräisch, Arabisch, Deutsch.

Steinmeier schüttelt Hände. Seine Frau Elke Büdenbender und er beugen sich zu Mädchen eines jüdisch-arabischen Projektes hinunter, die auf einem großen Plakat aufgemalt haben, wie sie sich die Welt als gemeinsames Dorf vorstellen: gemeinsam reisen, gemeinsam essen, gemeinsam leben. Und über allem natürlich die Überschrift: Frieden. Steinmeier sagt später, er sei „wirklich bewegt“. Givat Haviva sei ein Beispiel, „dass Juden und Araber in Israel zusammenleben können“.

Beim Treffen Steinmeiers mit Vertretern der Zivilgesellschaft soll es übrigens kontrovers zugegangen sein, erzählt Steinmeier später. Inhalte bleibt er allerdings schuldig. Man muss ja nicht gleich den nächsten öffentlichen Aufschrei produzieren.

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