Stabilisierung der Altersversorgung CDU erwägt höheres Rentenalter in Deutschland

BERLIN · Der Unionsteil der Bundesregierung erwägt ein Arbeiten über 67 Jahre hinaus. Zur Stabilisierung der Altersversorgung plant die CDU einen Maßnahmen-Mix.

Angesichts der steigenden Lebenserwartung und wachsenden Herausforderungen für die gesetzliche Rente denkt der Unionsteil der Bundesregierung über Anreize für ein längeres Arbeiten über 67 Jahre hinaus nach. "Wir lehnen Steuererhöhungen zur Rentenfinanzierung strikt ab", sagte Unionsfraktionsvize Hermann Gröhe unserer Redaktion. "Aber es wird künftig einen Maßnahmen-Mix geben müssen, um die gesetzliche Rente dauerhaft über 2025 hinaus zu stabilisieren."

Dazu gehöre, dass für ein weiterhin hohes Wirtschaftswachstum gesorgt werden müsse. "Es darf zudem kein Denkverbot geben, ob wir Anreize benötigen, auch länger als bis 67 Jahre zu arbeiten", sagte Gröhe, der auch Mitglied der Rentenkommission der Regierung ist. "Dass wir jetzt die Erwerbsminderungsrente deutlich verbessern, ist geradezu eine Voraussetzung dafür, dass wir in der Rentenkommission auch über ein längeres Arbeiten sachlich reden können", sagte Gröhe.

Welche Anreize der CDU-Politiker konkret setzen möchte, um das Rentenalter zu erhöhen, präzisierte er nicht. Denkbar wären zusätzliche Rentenerhöhungen für Ältere, die freiwillig über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten, oder auch steuerliche Entlastungen.

Die Rentenpolitik rückt wegen des sich beschleunigenden demografischen Wandels schon jetzt stärker in den Mittelpunkt der Politik: An diesem Donnerstag wollen Union und SPD im Bundestag ihr Rentenpaket endgültig verabschieden, das deutliche Verbesserungen für Mütter, Erwerbsgeminderte und Geringverdiener enthält. Zudem sieht das Paket vor, das Rentenniveau - das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn - bis 2025 auf 48 Prozent zu stabilisieren. Der Beitragssatz soll bis dahin nicht über 20 Prozent des Bruttolohns steigen. Um das Rentenpaket zu finanzieren, soll der Beitrag aber auch nicht mehr sinken dürfen, wie es eigentlich 2019 möglich gewesen wäre.

Ungeachtet der Pläne werden die Renten wegen der hohen Beschäftigung und der guten Konjunktur Mitte 2019 um mehr als drei Prozent steigen, wie die Rentenversicherung mitteilte. Demnach nehmen die Altersbezüge in Westdeutschland voraussichtlich um 3,18 Prozent zu, in Ostdeutschland um 3,91 Prozent. Der genaue Anstieg wird erst im Frühjahr festgelegt, wenn die Lohnentwicklung 2018 genau feststeht.

Kritik am Rentenpaket übte neben Wirtschaftsvertretern, der FDP und den Grünen auch der Steuerzahlerbund. "Durch die Renten-Maßnahmen entstehen den Steuer- und Beitragszahlern Mehrkosten von 50 Milliarden Euro allein bis 2025", sagte Präsident Reiner Holznagel unserer Redaktion. "Vor allem die stark steigenden Steuerzuschüsse an die Rentenkasse sind eine große Herausforderung für den Bundeshaushalt - dadurch wird es die kommenden Jahre nicht einfacher, die schwarze Null zu halten."

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