Nach der Wahl CDU ringt um das Erbe Röttgens
DÜSSELDORF · Karl-Josef Laumann soll als Fraktionschef wiedergewählt werden. Parteitag im Juni zum Landesvorsitz: Nach dem Absturz am Wahlsonntag liegen in der NRW-CDU die Nerven blank. In der Partei wird am Tag danach heftig gestritten, wer das Erbe des Verlierers Norbert Röttgen im Parteivorsitz antreten soll:
Reformer Armin Laschet oder Sozialpolitiker Karl-Josef Laumann? CDU-Fraktionschef Laumann drängte zunächst darauf, dass Landes- und Fraktionsvorsitz in einer Hand gebündelt werden. Der Laschet-Flügel traut dem Westfalen aber die Rolle als alleinige Nr. eins nicht zu.
Am Abend einigte sich der Landesvorstand darauf, dass Laumann heute als Fraktionschef gewählt werden soll - es gibt aber ausdrücklich keine Festlegung auf den Landesvorsitz. Ein Parteitag am 30. Juni soll den neuen Landeschef wählen.
Vor der Sitzung berichteten CDU-Politiker, dass in der Partei kräftig für Laumann getrommelt werde. Zum Dank könnte Oliver Wittke Generalsekretär bleiben. Die Junge Union verlangt nach dem "K.o.-Schlag" eine inhaltliche und personelle Erneuerung der Partei. Wittke, der den chaotischen Wahlkampf mitverantwortet, grenzt sich offen von seinem Freund Röttgen ab.
Es sei ein Fehler gewesen, dass dieser sich "nicht ohne Wenn und Aber" für die Landespolitik entschieden habe. Wittke hält es für zwangläufig, dass der nächste Spitzenkandidat sich "mit Herz und Seele" der Landespolitik verschreibt. Berliner "Importe" scheiden nach den Flops mit den beiden Norberts - Blüm und Röttgen - endgültig aus.
Organisatorische Mängel im CDU-Wahlkampf mag Wittke bei aller Selbstkritik nicht erkennen. Der CDU-General, der über die Revier-Liste in den Landtag einzieht, bliebe gern im Amt. Forsch fordert Wittke, dass sich die Gesamtpartei stärker um Kernthemen wie die Wirtschaftspolitik kümmern solle.
Mit Friedrich Merz habe die CDU ihr "letztes wirtschaftspolitisches Gesicht" verloren. Im Wahlkampf spielte das Thema aber keine Rolle. Mit einem Landeschef Laumann segelt die CDU zudem weiter auf Sozialkurs. Die Wahl der neuen Führung wirft deshalb auch ein Schlaglicht auf den künftigen Kurs der Landespartei.