Corona-Tests in Bayern Debatte über Test-Abläufe nach Panne

Berlin. · Bayerische Behörden hatten Zehntausende Urlaubsrückkehrer nicht über die Ergebnisse informiert, die zum Teil bereits bis zu zwei Wochen zurücklagen.

 Ministerpräsident Söder mit Gesundheitsministerin Melanie Huml am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in München.

Ministerpräsident Söder mit Gesundheitsministerin Melanie Huml am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in München.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Die massiven Verzögerungen bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen von Urlaubsrückkehrern in Bayern haben eine bundesweite Debatte über mögliche Engpässe und Systemfehler bei den Tests ausgelöst. In anderen Bundesländern gibt es allerdings bislang nur vereinzelte Klagen über Testergebnisse, die zu langsam, auf falschem Weg oder gar nicht an die Betroffenen übermittelt werden. In der Mehrheit der Fälle gelinge eine Übermittlung binnen 24 bis 48 Stunden, hieß es in einigen Ländern.

In Bayern hatten die Behörden bis Mittwochabend insgesamt 44.000 Urlaubsrückkehrer nicht über die Ergebnisse von Tests informiert, die zum Teil bereits bis zu zwei Wochen zurücklagen. Darunter waren auch 900 positiv Getestete, die nun weitere Personen angesteckt haben könnten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der bislang einen eher harten Anti-Corona-Kurs fährt, brach wegen der Missstände einen geplanten Besuch an der Nordsee ab.„Da ist ein großer Fehler passiert“, sagte eram Donnerstagnachmittag nach einer Krisensitzung in der Münchner Staatskanzlei. „Wir können uns dafür auch nur entschuldigen.“

Ein Rücktrittsangebot von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) nahm Söder nicht an. Die eigentliche Sorge ist aus Sicht des CSU-Chefs die steigende Zahl der Neuinfektionen, auch das Robert Koch-Institut (RKI) ist beunruhigt. Am Mittwoch meldeten die Gesundheitsbehörden deutschlandweit über 1400 neue Fälle, der höchste Stand seit Anfang Mai.

Gründe für die Verzögerungen sind nach Angaben des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit vor allem die unerwartet hohe Nachfrage nach Corona-Tests in den Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnraststätten. Zudem mussten die Daten der Urlaubsrückkehrer per Hand aufgenommen und ins Computersystem eingepflegt werden. Die handschriftlich ausgefüllten Formulare seien häufig schwer zu lesen. Bayern hatte als erstes Bundesland Testzentren auch an den Raststätten eingeführt.

Seit dem 8. August sind Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten zudem bundesweit verpflichtend. Allerdings gibt es in den übrigen Bundesländern bisher nur an den Flughäfen und Seehäfen entsprechende Angebote. Testzentren auch in Bahnhöfen sind in vielen Ländern in der Vorbereitung. Eine gesetzliche Vorgabe, wie schnell ein Ergebnis an die Betroffenen übermittelt werden muss, gibt es nicht. In der Regel streben die Gesundheitsämter aber 24 Stunden an.

Allein in der ersten Augustwoche sind nach Angaben des Vereins der Akkreditierten Labore (ALM) bundesweit 26 Prozent mehr Tests auf das Coronavirus vorgenommen worden als in der Vorwoche. „Die immense Zunahme des Testgeschehens brachte die Labore mancherorts an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit, trotz der im internationalen Vergleich sehr hohen Testkapazitäten“, erklärte der Verein. Den Ehrgeiz der Bayern in Sachen Testen sehen die Labormediziner sehr kritisch. Versprechen wie dort, bis Ende August die Testkapazität von 20.000 auf 200.000 hochzufahren, seien weder realistisch noch hätte ein solch willkürliches Ziel irgendeinen Nutzen für die Bevölkerung.

Auch in Hamburg, wo nach Nordrhein-Westfalen derzeit die höchsten Infektionszahlen gemeldet werden, müssten die handschriftlichen Daten der Urlaubsrückkehrer erst ins Computersystem eingegeben werden, erklärte eine Sprecherin der Hamburger Sozialbehörde. Dies führe aber nicht zu starken Verzögerungen. Die Tests würden drei Mal täglich vom Flughafen in die Labore gefahren. Betroffene erhielten ihre Ergebnisse im Normalfall binnen 24 Stunden, in Einzelfällen in zwei bis drei Tagen. Getestet wurden seit dem 1. August rund 8000 Rückkehrer.

„Wie lange es dauert, bis ein Testergebnis vorliegt, hängt von der Kapazität und Auslastung der Labore ab. Das kann regional oder lokal unterschiedlich sein“, sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, Anke Richter-Scheer. „In manchen Fällen ist das Ergebnis bereits nach wenigen Stunden da, manchmal kann es vielleicht bis zu zwei Tage dauern.“ Dabei gelte der Grundsatz, dass positive Testergebnisse immer mit Vorrang behandelt und sofort an Gesundheitsamt und Patienten gemeldet würden. „Das Weiterleiten eines negativen Testergebnisses kann unter Umständen etwas länger dauern.“

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