Kommentar zum Wechsel an der VW-Spitze Der Aufräumer

Meinung · Seine Berufung an die Spitze von VW kam überraschend, doch Matthias Müller hat den Konzern in schwierigen Zeiten gut gesteuert. Eine Neuausrichtung wird ihm nun aber wohl nicht mehr zugetraut, meint GA-Autor Mischa Ehrhardt.

 Vor dem Abgang: VW-Chef Matthias Müller.

Vor dem Abgang: VW-Chef Matthias Müller.

Foto: dpa

Zu diesem Zeitpunkt einigermaßen unerwartet kommt die Nachricht, dass Matthias Müller seinen Hut nehmen muss. Denn die Gewinne des Konzerns sprudeln, die größten Baustellen im Nachgang der Dieselaffäre hat Müller abschließen können. Er hat als Kapitän das Schiff Volkswagen gut durch den Sturm gesteuert. Allerdings hat er auch viele Fragezeichen hinterlassen.

Nach dem Abgang Martin Winterkorns hatte der Konzern sich unter seiner Führung bedingungsloser Aufklärung des Diesel-Skandals verschrieben. Allerdings blieben konsequente Taten aus. Wie es zu den vorsätzlichen und serienmäßigen Manipulationen in den Autos des Konzerns kommen konnte und wer in der Führungsriege die Anweisungen dazu gab, bleibt ungeklärt. Erkenntnisse über den Skandal kamen von Volkswagen immer nur dann, wenn sie sich gar nicht mehr verheimlichen ließen. Das mag damit zusammenhängen, dass Müller vorher Chef bei Porsche gewesen ist – und auch dort munter betrogen und manipuliert worden ist.

Das macht die Sache aber nicht besser. So gesehen war seine Berufung zum Chef des Konzerns von außen betrachtet die eigentliche Überraschung und der Aufklärung genauso wenig dienlich. Dass er nun gehen wird, könnte dem Ruf von Volkswagen in Zukunft helfen. Zukunft dürfte ohnehin das Schlagwort sein, unter dem die Personalie an der Spitze von Europas größtem Autobauer bewertet werden muss: Müller hat grob aufgeräumt. Das Fingerspitzengefühl, den Konzern für die Zukunft neu auszurichten, traut man ihm offenbar nicht mehr zu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort