Richard von Weizsäcker Der Edelmann im Bürgerdienst

BONN · Er war etwas Besonderes - und er wusste, dass er es war. Er war bestimmend und doch zurückhaltend. Es gibt Politiker, bei denen man spürt (und hört), dass sie im Anmarsch sind, wenn sie noch hundert Meter entfernt sind.

 Begegnung mit Bonner Bürgerinnen: Der Stadt, in der er nach eigener Aussage die längste Zeit seines Lebens zubrachte,dankte Richard von Weizsäcker kurz vor Ende seiner Amtszeit persönlich und politisch. Trotzdem setzte sich der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin für den Regierungsumzug ein.

Begegnung mit Bonner Bürgerinnen: Der Stadt, in der er nach eigener Aussage die längste Zeit seines Lebens zubrachte,dankte Richard von Weizsäcker kurz vor Ende seiner Amtszeit persönlich und politisch. Trotzdem setzte sich der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin für den Regierungsumzug ein.

Foto: Heinz Engels

Wenn Richard von Weizsäcker zum Gespräch bat, war er plötzlich still und leise da, reichte einem seine große präsidiale Hand - und der Raum war voller Ruhe und Erwartung. Seine Stimme, diese unaufgeregte, charmante Art, in der er sprach, tat ein Übriges.

Die Familie

Als Richard Karl Freiherr von Weizsäcker am 15. April 1920 im Neuen Schloss in Stuttgart geboren wird, gehört seine Familie gerade mal vier Jahre zum süddeutschen Adel. Sein Großvater, der württembergische Ministerpräsident Karl Hugo von Weizsäcker, wird von König Ludwig II. von Württemberg 1916 in den Freiherrenstand erhoben - und der ist erblich. Die Jugend erlebt von Weizsäcker zusammen mit seinen zwei Brüdern und der Schwester in Basel, in Kopenhagen, in Oslo, in Bern und Berlin - weil sein Vater Diplomat ist.

Ein Umstand, der den späteren Bundespräsidenten immer auch belastet hat. Denn Ernst von Weizsäcker wurde 1938 Staatssekretär unter Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop. Seine Verstrickung in die NS-Zeit - der junge Richard verteidigt den Vater nach Kriegsende bei den Nürnberger Prozessen - ist so komplex und widersprüchlich, dass Winston Churchill von einem "tödlichen Irrtum der amerikanischen Justiz" spricht. Ernst von Weizsäcker wird schließlich zu fünf Jahren Haft wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt, was der Sohn "historisch und moralisch ungerecht" nennt.

In das Kapitel familiärer Belastung fällt auch die Mitarbeit seines älteren Bruders Carl-Friedrich an der Entwicklung der Atombombe und - nicht zuletzt - die Tatsache, dass sein anderer Bruder Heinrich Viktor am zweiten Tag des Polenfeldzugs wenige hundert Meter von ihm entfernt fällt.

Das ist die eine Seite. Die andere: Im selben Regiment lernt er die späteren Widerstandskämpfer Axel von dem Bussche (der sehr viel später in Bad Godesberg lebt) und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg kennen, begegnet Claus Schenk Graf von Stauffenberg und erfährt vom Attentatsplan auf Hitler. Weizsäcker nennt Stauffenberg "eindrucksvoll, charakterstark, mitreißend". Eine Beschreibung, die mancher wohl auch von dem späteren Bundespräsidenten geben würde.

Der Protestant

Richard von Weizsäcker ist also längst politisch, ehe er Politiker wird. Er studiert Jura, heiratet früh Marianne, mit der er vier Kinder haben wird, geht in die Wirtschaft, zu Mannesmann und Boehringer Ingelheim und engagiert sich in der Evangelischen Kirche. Von 1964 bis 1970 und dann wieder von 1979 bis 1981 ist er Präsident des Evangelischen Kirchentages - und Vorreiter der Ostpolitik Willy Brandts. Gemeinsam mit Erhard Eppler, dem SPD-Friedenspolitiker, arbeitet er die letzte gemeinsame (Friedens-) Denkschrift der evangelischen Kirchen in der DDR und der Bundesrepublik aus, wettert gegen die Hallstein-Doktrin und tritt bereits 1962 für die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze ein - seine Partei, die Union, ist entsetzt. Es soll nicht die einzige Provokation des Freiherrn sein. Ein Jahrzehnt später votiert er in der Fraktion mit drei anderen Abgeordneten für die Annahme der Ost-Verträge: "Es bewegte sich schon an der Grenze des menschlich Erträglichen, welche Reaktionen das auslöste."

Der Förderer

Weizsäcker ist 45 Jahre alt, als ihn ein zehn Jahre jüngerer Christdemokrat in die Politik holt: Helmut Kohl. Der Mainzer entwickelt sich gerade zur Hoffnung der CDU, bereitet seinen Sprung nach Bonn vor und ist bestrebt, seine Partei zu öffnen. Der adlige, weltgewandte, offene von Weizsäcker passt ins "Beute"-Schema. Bereits 1966 rückt "vW" in den CDU-Bundesvorstand ein, 1969 auf einen sicheren Listenplatz in den Bundestag, dem er bis 1981 angehört. 1971 beruft ihn Rainer Barzel zum Vorsitzenden der CDU-Grundsatzkommission. Dort macht "vW" soviel Wirbel, dass das Programm erst sieben Jahre später verabschiedet werden kann. Richard von Weizsäcker, der nach den Erfahrungen der Weltkriege die Versöhnung auf seine Fahnen geschrieben hat, spaltet seine Partei.

Die Niederlagen

So verwundert es nur im Nachhinein, dass er in seinem (partei-)politischen Leben auch viele Niederlagen einfährt. 1968 scheitert von Weizsäcker, von Kohl vorgeschlagen, bei der Kandidatennominierung für das Amt des Bundespräsidenten. Fünf Jahre später unterliegt er Karl Carstens im Kampf um den Fraktionsvorsitz, 1974 in der Bundesversammlung Walter Scheel. Wieder fünf Jahre später bleibt er bei der Wahl des Regierenden Bürgermeisters von Berlin zweiter Sieger. Der strahlende spätere Präsident: Alles andere als ein Politiker, den Macht nicht anzog. Und ein Politiker mit Niederlagen.

Der Durchbruch

1981 ist es so weit. Von Weizsäcker siegt in Berlin und regiert drei Jahre lang den Westteil der gespaltenen Stadt - auf seine Weise. Er beruhigt die Hausbesetzerszene und trifft sich - wieder zum Entsetzen seiner Partei - als erster "Regierender" mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Sein Engagement, das er als "Lebensaufgabe" deklariert, ist die direkte Fortsetzung der Brandtschen Entspannungspolitik.

Der Präsident

1984 ist von Weizsäcker ganz oben. Er wird gegen den Willen seines einstigen Förderers Kohl - beide haben längst miteinander gebrochen - Bundespräsident. Auch mit Hilfe vieler vieler Stimmen aus SPD und FDP. Fünf Jahre später bei seiner Wiederwahl in der Beethovenhalle verzichten beide Parteien gar auf einen Gegenkandidaten. Nun spielt von Weizsäcker, den Niederungen der Tagespolitik schnell wieder enthoben, seine ganze intellektuelle und rhetorische Brillanz aus - der Adlige wird so auch durch eigenes Tun zum personifizierten Gegenentwurf des Mannes, der im Kanzleramt regiert und der über seinen einstigen Zögling verbittert sagt: "Die Hand, die segnet, wird zuerst gebissen."

Kohl und Weizsäcker wahren äußerlich die Formen, doch "der Dicke" schäumt, wenn er den "Spezialgewissenträger im Präsidentenamt" (Franz Josef Strauß) nur sieht. Hier der Genussmensch, der die geistig-moralische Wende propagiert, dort der asketische Präsident, der ein bisschen davon zu verwirklichen sucht, etwa bei der Integration der Grünen ins politische System. Hier der Mann mit der "Gnade der späten Geburt", der Michail Gorbatschow mit Goebbels in einem Atemzug nennt, dort der Mann, der sich nicht nur als Präsident vielen, wenn nicht allen, intellektuell überlegen fühlt - und sie das auch spüren lässt. Der Präsident, der Kohls Patzer auszubügeln versucht (gerade im Blick auf Moskau) und der später daran zu nagen hat, dass er in der Phase der deutschen Einheit im Schatten des Kanzlers steht. Einer Einheit, der er zunächst skeptisch entgegensieht. Da dürfe nichts "zusammenwuchern", war seine Botschaft in Anlehnung an Brandts: "Da wächst zusammen, was zusammengehört." Und als heute noch gültige Mahnung formuliert er: "Sich zu vereinen, heißt teilen lernen."

Die Rede

Richard von Weizsäcker hat als Präsident vieles getan; seine Auslandsreisen waren von gepflegter Eleganz und diplomatischer Finesse, seine Reden Akzente zum Innehalten in der Atompolitik, zur Aussöhnung auch nach innen (nach dem Terror der RAF). Und doch bündelt sich seine Amtszeit in einer einzigen Rede: in der "8. 5.", wie sie nur genannt wird. Am 40 Jahrestag des Kriegsendes sagte der Bundespräsident im Bonner Bundestag den einen entscheidenden Satz: "Der 8. Mai 1945 ist ein Tag der Befreiung." Keine Rede eines Bundespräsidenten zuvor oder danach hat je wieder so ein Echo ausgelöst. Die Anerkennung im Ausland ist überwältigend - nur in der Union hält das Grummeln an.

Der Bonner

Richard von Weizsäcker pflegt einen guten Kontakt zu Bonn (die Bonner nennen ihn mit Vorliebe "Richie") und zur Zeitung an seinem Amtssitz. Und wenn der General-Anzeiger mal etwas länger auf einen Interviewtermin warten muss, macht der Präsident sich einen Spaß draus, die Kollegen zu necken. Etwa 1992, als das Gespräch nur auf einem Flug nach Washington zustande kommen kann. Neue deutsche Weltläufigkeit...

1994 - kurz vor Ende seiner Amtszeit, deren letzte Monate er nicht in der Villa Hammerschmidt sondern im Schloss Bellevue in Berlin verbringt, zieht Richard von Weizsäcker persönlich Bilanz: "Ich habe 25 Jahre meines Lebens in Bonn zugebracht. Weit länger als irgendwo anders. Meine vier Kinder fühlen sich als Bonner. Meine Familie hat hier ein glückliches Leben geführt und wird die Dankbarkeit dafür niemals aufgeben." Und der Ehrenbürger der Stadt fügt im GA die politische Wertung hinzu: "Mit Bonn ist die endgültige und dauerhafte Verwurzelung der Demokratie auf deutschem Boden verknüpft. Das ist die Leistung nach innen. Nach außen ist von Bonn aus die internationale Glaubwürdigkeit der Deutschen wiederhergestellt worden. Beides ist und bleibt das Verdienst des Kapitels deutscher Geschichte, das den Namen Bonn trägt." Was nichts daran ändert, dass führende Bonner heute noch über Weizsäckers Engagement für Berlin so verärgert sind, dass sie sich selbst in der Stunde seines Todes nicht äußern wollen.

Der Mahner

Der Mann, der Helmut Kohl seine Karriere (mit)verdankt, hat Parteipolitik, wenn er nicht direkt beteiligt war und je älter desto mehr, eher kritisch gesehen. Zumindest ihre Auswirkungen. So ist es kein Wunder, dass das zweithäufigste Zitat, mit dem von Weizsäcker in Verbindung gebracht wird, den Parteien gilt. Das Verdikt des Präsidenten lautet: Die Parteien sind machtversessen ("auf den Wahlsieg") und machtvergessen ("bei der Wahrnehmung der inhaltlichen und konzeptionellen Führungsaufgabe"). Anders gesagt: Von Weizsäcker will, dass Parteien der Stimmung der Bürger nicht hinterherlaufen, sondern dass sie führen. Und er will, dass die Macht der Parteien eingeschränkt bleibt, dass sie an der politischen Willensbildung nur mitwirken: "Es ist unvernünftig zu behaupten, Weimar lehre uns, dass plebiszitäre Elemente vom Teufel seien." Konsequenz: "Zu mehr direkter Bürgerbeteiligung muss und wird es kommen." Das ist weitgehend Prophetie geblieben.

Schlusswort

Und quasi als Vermächtnis in die heutigen Wochen wirkt jener Aufruf des politischsten (und sportlichsten) aller Bundespräsidenten, der auch in seiner Rede am 8. Mai enthalten war: "Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß. Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander."

"Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung"

DOKUMENTATION Zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 hielt der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker eine Rede, die bis heute vielen in Erinnerung blieb. Einige Auszüge

Von allen Reden Richard von Weizsäckers blieb eine in besonderem Maße in Erinnerung: Seine Worte als Bundespräsident zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 im Bundestag. Die Rede fand vor allem im Ausland hohe Anerkennung. Der damalige israelische Botschafter in Deutschland, Jitzhak Ben Ari, nannte sie eine "Sternstunde der deutschen Nachkriegsgeschichte".

Von Weizsäcker setzte ein Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der NS-Vergangenheit. Er nannte den 8. Mai 1945 einen "Tag der Befreiung" - auch für die Deutschen:

"Der 8. Mai ist für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten. Er ist zugleich ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen. Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren. Andere empfanden Schmerz über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche vor dem geschenkten neuen Anfang.

(...) Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden. Und nun sollte sich herausstellen: Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient. Erschöpfung, Ratlosigkeit und neue Sorgen kennzeichneten die Gefühle der meisten. Würde man noch eigene Angehörige finden? Hatte ein Neuaufbau in diesen Ruinen überhaupt Sinn?

Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.

(...) Gewiss, es gibt kaum einen Staat, der in seiner Geschichte immer frei blieb von schuldhafter Verstrickung in Krieg und Gewalt. Der Völkermord an den Juden jedoch ist beispiellos in der Geschichte. Die Ausführung des Verbrechens lag in der Hand weniger. Vor den Augen der Öffentlichkeit wurde es abgeschirmt. Aber jeder Deutsche konnte miterleben, was jüdische Mitbürger erleiden mussten, von kalter Gleichgültigkeit über versteckte Intoleranz bis zu offenem Hass.

Wer konnte arglos bleiben nach den Bränden der Synagogen, den Plünderungen, der Stigmatisierung mit dem Judenstern, dem Rechtsentzug, der unaufhörlichen Schändung der menschlichen Würde?

(...) Der ganz überwiegende Teil unserer heutigen Bevölkerung war zur damaligen Zeit entweder im Kindesalter oder noch gar nicht geboren. Sie können nicht eine eigene Schuld bekennen für Taten, die sie gar nicht begangen haben. Kein fühlender Mensch erwartet von ihnen, ein Büßerhemd zu tragen, nur weil sie Deutsche sind. Aber die Vorfahren haben ihnen eine schwere Erbschaft hinterlassen.

(...) Es geht nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie läßt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren."

"Ein großer Staatsmann und Intellektueller"

Der Tod des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker hat im In- und Ausland große Anteilnahme ausgelöst. In den Trauerbekundungen geht es viel um seine Vorbildfunktion und seine wegweisenden Reflexionen zur deutschen Geschichte.

Deutsche Politik:

"Wie er von 1984 bis 1994 sein Amt als Bundespräsident ausgeübt hat, das hat Maßstäbe gesetzt." Er habe seinen Intellekt, seine Würde und die Fähigkeit zur klugen Rede in den Dienst der Demokratie gestellt. "Richard von Weizsäcker war eine der wichtigsten und geachtetsten Persönlichkeiten unseres Landes."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

"Richard von Weizsäcker hat sich um Deutschland verdient gemacht. Mit vielen Menschen in unserem Land und in vielen anderen Ländern der Welt trauere ich um unseren früheren Bundespräsidenten. In großer Dankbarkeit verneige ich mich vor einem großen Deutschen."
Bundespräsident Joachim Gauck

"In seine unvergessene Amtszeit fielen mit der Wiederherstellung der deutschen Einheit und dem Ende des Kalten Krieges weltbewegende Ereignisse. Dieser glückliche Aufbruch in ein Zeitalter von Frieden und Freiheit in Europa ist untrennbar auch mit seinem Namen verbunden. Als erster Bundespräsident im geeinten Deutschland gelang es Richard von Weizsäcker die unterschiedlichen Befindlichkeiten der Menschen in Ost und West zu erkennen und zusammenzuführen. "
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU)

"Richard von Weizsäcker hatte die Gabe und den Intellekt, den Menschen Orientierung zu geben und Deutschland in der Welt würdig zu vertreten." Seine Einordnung des 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung "hat das Geschichtsverständnis der Deutschen nachhaltig beeinflusst".
SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel

"Als Bundespräsident war es Richard von Weizsäcker ein großes Anliegen, ,Präsident aller Bürger' zu sein, und genau das war er. Er war eigenständig und überparteilich und prägte damit das Bild eines idealen Staatsoberhaupts." Deutschland verliere "einen der ganz großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte".
CSU-Chef Horst Seehofer

"Er war ein Mann der hohen politischen Kultur, die wir auch heute noch dringend benötigen." Er habe auch die Kommunisten als Opfer des Nazi-Regimes genannt und so dazu beigetragen, die selektive Wahrnehmung von Opfern zu beenden.
Der Linken-Fraktionschef Gregor Gysi

"Ein wunderbarer Mensch, großer Staatsmann und Intellektueller. Seine moralische Integrität wird uns allen fehlen."
Grünen-Fraktionschefs Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt

"Als Bundespräsident aller Bürger war er überparteilich und gleichzeitig kritisch gegenüber den Parteien. Seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes bleibt unvergessen und als sein geistiges Erbe lebendig. Viele seiner Worte sind heute aktueller denn je."
FDP-Chef Christian Lindner

Europa:

"Von Weizsäcker hat sich um Deutschland und um ganz Europa in hohem Maße verdient gemacht." Seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes sei "prägend für eine Generation und das Selbstbild Deutschlands als integrierende Kraft in der Mitte des Kontinents" gewesen. "Er war ein großer Staatsmann, der über seinen Tod hinaus allen Orientierung bietet, die heute in Europa politische Verantwortung tragen."
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker

"Durch seine persönliche Geschichte, sein politisches Engagement und seine moralische Größe war Richard von Weizsäcker Zeuge und Akteur seiner Zeit. Er hat die Geschichte seines Landes stark geprägt."
Frankreichs Staatspräsident François Hollande

"Sein Engagement für ein friedliches und vereintes Europa sollte uns heute mehr denn je ein Beispiel sein."
Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann

Religionsgemeinschaften:

"Wir blicken voller Dankbarkeit auf das Leben von Richard von Weizsäcker, auf dem so viel Segen gelegen hat und von dem so viel Segen ausgegangen ist."
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm

"Von Weizsäcker ist auf die Menschen zugegangen, um ihre Hoffnungen und Ängste der Wiedervereinigung zu verstehen."
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx.

"Das Kriegsende als "Tag der Befreiung" zu kategorisieren, sprach vor allem der jüdischen Gemeinschaft aus tiefstem Herzen. Er stieß damit eine Reflexion über den Nationalsozialismus an, die in neue, bis heute gültige Sichtweisen mündete. Damit hat er befreiend für die ganze Gesellschaft gewirkt."
Der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Der Souverän
Kommentar zum Tod Richard von Weizsäckers Der Souverän