Deutschlands erfolgreichster Steuerfahnder im Porträt Der große Unbekannte

Düsseldorf/Bonn · Peter Beckhoff ist Deutschlands erfolgreichster Steuerfahnder. Er ist der Mann, der hinter den für das Land lukrativen Ankäufen von Steuer-CDs steht. Im Juni geht er in den Ruhestand.

 Der Schattenmann: Von Steuerfahnder Peter Beckhoff gibt es kein Foto.

Der Schattenmann: Von Steuerfahnder Peter Beckhoff gibt es kein Foto.

Foto: Glebstock - Fotolia

Die Rente mit 67 ist zwar schon vor zehn Jahren eingeführt worden. Faktisch gibt es sie aber erst ab 2031, wenn Menschen des Jahrgangs 1964 und jünger abschlagsfrei in den Ruhestand gehen können. Für Peter Beckhoff gilt die Rente ab 67 schon jetzt. Erst nach mehreren Verlängerungen der Dienstzeit lässt NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) seinen wichtigsten Mann im Kampf gegen die Steuerhinterziehung in diesem Juni gehen. Beckhoff ist der Mann, der hinter den für das Land lukrativen Ankäufen von Steuer-CDs steht.

Doch wie der Mann aussieht, auf welche Weise er arbeitet und welche Beweggründe ihn dabei leiten, all das soll in der Öffentlichkeit nicht bekannt werden. Interviews gibt er nicht, Fotos existieren von ihm auch nicht. Um ihn zu schützen. Denn der noch amtierende Leiter des Finanzamts für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Wuppertal legt sich im Auftrag des Staates mit Betrügern an, auch mit Banken und Prominenten.

Selbst in der Umgebung des Ministers ist Beckhoff ein Unbekannter. Einer, der jahrelang in der Nähe von Walter-Borjans und dessen Vorgänger Helmut Linssen (CDU) gearbeitet hat, kann sich nicht erinnern, mit dem Mann näher zu tun gehabt zu haben. Immerhin wird der Behördenchef, wenn er im Juni geht, 38 Jahre in der Finanzverwaltung und gut 14 Jahre als Leiter in Wuppertal gearbeitet haben.

Der Kauf der Steuer-CDs mit Daten von Hinterziehern hat eine Flut von Selbstanzeigen ausgelöst. Bundesweit nahm der Fiskus seit 2010 sechs bis sieben Milliarden Euro zusätzliche Steuern ein. Auf NRW entfielen davon 2,3 Milliarden. Bei Kosten für den Kauf von elf CDs in Höhe von rund 17,9 Millionen Euro dürfte das ein gutes Geschäft für den Staat gewesen sein.

Beckhoff soll auch selbst den einen oder anderen Geldkoffer an die Verkäufer der Datenträger übergeben haben. Kritiker warfen ihm Hehlerei oder gar Anstiftung zu Straftaten vor. Unberechtigt, meint der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler. Es gebe keine Hinweise dafür, dass Beckhoff jemals jemanden dazu angestiftet habe, Daten von Steuerbetrügern zu sammeln und anzubieten, betont Eigenthaler. „Peter Beckhoff hat sich auf ein schwieriges Feld begeben, solche CDs gibt es ja nicht im Kaufhaus. Da ist sensibles und diskretes Vorgehen gefragt.“

Als Nachfolgerin für ihn steht inzwischen seine Stellvertreterin Sandra Höfer-Grosjean fest. Die 44-jährige Juristin werde die Behörde zunächst kommissarisch leiten, kündigte Walter-Borjans in dieser Woche bei einem Besuch in Wuppertal an. „Damit ist gewährleistet, dass die eingespielte Teamarbeit fortgesetzt wird.“

Bis es zu der Nachfolgeregelung kam, hat es aber aus Sicht der Opposition unnötig lange gedauert. „Der Minister hätte diese schon vor zwei Jahren einstielen müssen. Ihm fehlt es an Sorgfalt in der Personalentwicklung“, sagte CDU-Finanzexperte Marcus Optendrenk.

Noch am Montag hatte Walter-Borjans den Mitgliedern des Finanzausschusses mitgeteilt, dass er aus Datenschutzgründen dem Landtag nichts über die Nachfolge Beckhoffs mitteilen könne. Dahinter steckte wohl das Problem, dass Chef eines Finanzamtes eigentlich nur jemand werden könne, der erst mal irgendwo anders Dienst getan hat. Dann aber wäre womöglich das Team auseinandergebrochen. Das wird nun nicht geschehen, und so bleibe Wuppertal „Hotspot für Steuerfahndung“, wie Walter-Borjans sagte – auch ohne den großen Unbekannten.

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