Umfrage Deutsche halten Homeoffice-Pflicht für sinnvoller als Ausgangssperren

Exklusiv | Bonn · Nächtliche Ausgangssperren sollen dabei helfen, die dritte Corona-Welle in Deutschland zu brechen. So sieht es das neue Infektionsschutzgesetz vor. Von einer Homeoffice-Pflicht ist darin keine Rede - obwohl die Mehrheit der Deutschen diese für viel sinnvoller hält, wie unsere Umfrage zeigt.

 Eine Mehrheit der Deutschen hält eine gesetzliche Homeoffice-Pflicht für sinnvoller als nächtliche Ausgangssperren, wie unsere Umfrage zeigt.

Eine Mehrheit der Deutschen hält eine gesetzliche Homeoffice-Pflicht für sinnvoller als nächtliche Ausgangssperren, wie unsere Umfrage zeigt.

Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes, die das Bundeskabinett am Dienstag verabschiedet hat, sollen zur Eindämmung der Corona-Pandemie künftig bundesweit einheitliche Regeln gelten. Vorgesehen sind in der sogenannten „Notbremse“ unter anderem nächtliche Ausgangssperren. Eine Homeoffice-Pflicht, mit der der steigende Anteil der Infektionen im Arbeitsumfeld gebremst werden könnte, ist hingegen nicht vorgesehen.

Deutsche halten Homeoffice-Pflicht für sinnvoller als Ausgangssperren

Eine Mehrheit der Deutschen hält jedoch für die Eindämmung der Pandemie eine gesetzliche Homeoffice-Pflicht für deutlich sinnvoller als nächtliche Ausgangssperren. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion.

So sprechen sich 37,3 Prozent der Befragten für eine Homeoffice-Pflicht aus, um die dritte Corona-Welle zu brechen. Nur 11,7 Prozent erachten Ausgangssperren als sinnvoller. 28,3 Prozent lehnen beide Maßnahmen ab, 21,9 Prozent der Befragten halten Homeoffice-Pflicht und Ausgangssperren für gleichermaßen sinnvoll. Der Rest ist unentschieden.

Je jünger die Befragten, desto größer die Zustimmung zu einer gesetzlichen Homeoffice-Pflicht. In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen unterstützt rund die Hälfte der Befragten diese Maßnahme, nur eine kleine Minderheit hält Ausgangssperren für sinnvoller.

Mit Blick auf die Wahlabsicht der Befragten findet sich die größte Zustimmung zu einer gesetzlichen Homeoffice-Pflicht unter den Anhängern der Grünen sowie der Linken. Die größte Zustimmung zu nächtlichen Ausgangssperren findet sich unter Wählern der Unionsparteien - doch auch unter ihnen sprechen sich mehr Befragte für eine verpflichtende Regelung aus, dass Angestellte von zu Hause arbeiten sollen.

Gesetzliche Homeoffice-Pflicht spaltet die Deutschen - größte Zustimmung bei unter 40-Jährigen

Insgesamt spaltet die Frage nach einer gesetzlichen Homeoffice-Pflicht die Deutschen, wie eine weitere repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag unserer Redaktion zeigt. Während sich 45,4 Prozent der Befragten dafür aussprechen, dass eine solche eingeführt wird, lehnen 42,7 Prozent der Teilnehmer den Vorschlag ab. Der Rest ist unentschieden.

Auch hier zeigt sich ein deutliches Altersgefälle: Unter den unter 40-Jährigen ist die Zustimmung für eine gesetzliche Regelung besonders hoch - mehr als die Hälfte der Befragten spricht sich dafür aus. Mehr als vier von zehn Befragten sagen sogar, eine Pflicht sollte „auf jeden Fall“ eingeführt werden. Die Gruppe der über 65-Jährigen spricht sich hingegen mehrheitlich gegen eine gesetzliche Regelung aus.

Mit Blick auf die Wahlabsicht findet sich auch in dieser Frage die größte Zustimmung unter Anhängern der Grünen, der Linken sowie der SPD. Wähler von AfD und FDP sind mit deutlicher Mehrheit dagegen, eine gesetzliche Homeoffice-Pflicht einzuführen, um die Pandemie einzudämmen.

Bundesweit zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle in der Frage, ob Angestellte, die grundsätzlich von zu Hause aus arbeiten können, dazu gesetzlich verpflichtet werden sollten. Während sich die Menschen in den alten Bundesländer - mit Ausnahme von Baden-Württemberg - mehrheitlich positiv für eine  Homeoffice-Pflicht aussprechen, sprechen sich die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mehrheitlich gegen eine gesetzliche Regelung aus.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung gewichtet. Für die Fragen wurden im Zeitraum vom 12.4.21 bis 13.4.21 die Antworten von jeweils 5002 Teilnehmern berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt jeweils bei 2,5 Prozent.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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