Kommentar zum Parteitag der AfD Die Lucke-Partei

BREMEN · Die AfD ist die Lucke-Partei geworden. Zu Recht hat Parteigründer Bernd Lucke in Bremen die Machtfrage gestellt und sich durchgesetzt.

Zwei Jahre nach der Parteigründung ist eine Professionalisierung der Führungsstruktur überfällig. Und dabei geht kein Weg an Lucke vorbei, der das einzige fernsehtaugliche Aushängeschild ist.

Nur: Bei dem Treffen in Bremen wurde deutlich, dass der weitere Erfolg der AfD alles andere als ein Selbstläufer ist. Es ist absehbar, dass Lucke selbst künftig zu einer Belastung wird. Er kokettiert geradezu damit, dass er kein Teamplayer sei. Auf Dauer wird die AfD als Ein-Personen-Show aber nicht funktionieren. Zudem hat Lucke bei dem Ringen um die Satzung ein selbstherrliches Gebaren gezeigt, das viele Mitglieder vor den Kopf geschlagen hat. Es fällt ihm offensichtlich schwer, die Menschen emotional zu erreichen. Das ist aber nötig, wenn er professionell einen Parteiapparat steuern will. Wie es ihm bei diesem Persönlichkeitsprofil gelingen soll, die tief untereinander verfeindeten Lager zu versöhnen, steht in den Sternen.

Die Partei ist zersplittert in drei Lager. Nur etwa ein Drittel steht geschlossen hinter Lucke, ein Drittel sind unverbesserliche Rechthaber, und ein weiteres Drittel will eindeutige Parolen in Zuwanderungsfragen. In Bremen wurde nicht über Inhalte diskutiert. Deswegen sind dort die Differenzen noch unter der Oberfläche geblieben. Bislang hat die Partei kein Programm. Bis Ende des Jahres will sie sich eines geben. Es ist absehbar, dass bei der Suche nach den Inhalten diese Gräben aufbrechen.

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