Türkische Gemeinde in Nordrhein-Westfalen Ditib setzt Gülen-Leute unter Druck

Düsseldorf · Gemeindemitglieder bedrohen und beleidigen Anhänger des früheren Erdogan-Verbündeten. Vor allem soziale Netzwerke wie Facebook werden dabei genutzt.

 Am Neubau der Moschee fahren am 05.02.2013 in Köln (Nordrhein-Westfalen) Autos vorbei.

Am Neubau der Moschee fahren am 05.02.2013 in Köln (Nordrhein-Westfalen) Autos vorbei.

Foto: dpa

Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen sind seit dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei Mitte Juli auch in NRW massiven Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Allein in den ersten zwei Wochen nach dem Putsch registrierten die Sicherheitsbehörden in NRW rund 50 Fälle von Bedrohungen, Beleidigungen und Boykottaufrufen gegen Menschen, die der Gülen-Bewegung nahestehen sollen. Das geht aus zwei Antworten des Innenministeriums auf CDU-Anfragen hervor.

Sehr oft nutzten die Täter soziale Medien wie Facebook und Dienste wie Whatsapp, um Nachbarn, Moschee-Gemeindemitglieder oder türkeistämmige Gewerbetreibende zu bedrohen. In Iserlohn forderte der Imam einer Ditib-Moschee zum Beispiel auf seiner Facebook-Seite dazu auf, Gülen-Anhänger unverzüglich der türkischen Regierung zu melden. Eine Familie aus Schwerte sagte einen geplanten Türkei-Urlaub ab, nachdem ihr über Facebook mitgeteilt worden war, die gesamte Familie würde bei einer Einreise „leiden“.

Einem Gülen-Anhänger aus Duisburg wurde mit einer Whatsapp-Botschaft die „Hinrichtung“ angedroht. An einer Ditib-Moschee in Hagen wurden Plakate mit der Aufschrift „Vaterlandsverräter raus“ gefunden. Boykottaufrufe, formuliert auf Flyern und in Whatsapp-Nachrichten, richteten sich gegen zahlreiche Restaurants, diverse Handwerks- und Einzelhandelsbetriebe sowie gegen zwei Möbelhäuser in Köln und Dortmund.

Das Innenministerium unterstreicht, dass der NRW–Verfassungsschutz die Gülen-Bewegung nicht als extremistische Bewegung einstuft. Sie werde nicht vom Verfassungsschutz beobachtet, daher sei es nicht möglich, die Zahl ihrer Anhänger zu beziffern. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht seinen einstigen Verbündeten Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich.

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