Verteidigungspolitik: Boris Pistorius im Bundestag Ein Amt ohne jede Schonfrist

BERLIN · Normalerweise bekommen neue Spitzenpolitiker im Amt 100 Tage, um sich einzuarbeiten. Boris Pistorius als Verteidigungsminister hat sie nicht. In Europa tobt ein Krieg, die Bundeswehr hat gewaltigen Nachholbedarf, Gerät und Strukturen müssen erneuert werden. Pistorius steckt im Bundestag seine Linie ab.

Die erste Rede im Bundestag als Verteidigungsminister: Boris Pistorius (SPD).

Die erste Rede im Bundestag als Verteidigungsminister: Boris Pistorius (SPD).

Foto: dpa/Julian Weber

Boris Pistorius hat sieben Minuten. 420 Sekunden für eine Krise in einem der jüngsten Staaten der Erde: Südsudan. Der SPD-Politiker hält in dieser Mittagsstunde seine erste Rede im Plenum als Verteidigungsminister. Es ist Tag 44 im letztlich immer noch neuen Amt als Bundesminister der Verteidigung. Pistorius wusste, dass er keine Schonzeit haben würde, als er den neuen Posten am 19. Januar antrat. Erst recht keine 100-Tage-Frist mehr, die es in einer Welt, in der Politiker gewissermaßen jeden Tag der Woche rund um die Uhr unter Beobachtung sämtlicher sozialer Medien stehen, ohnehin nicht mehr gibt. Schon gar nicht in Zeiten eines Krieges mitten in Europa. Erst recht nicht nach der Vorgeschichte seiner Vorgängerin Christine Lambrecht, die in erstaunlich viele, teilweise selbst aufgestellte Fettnäpfchen trat. Als Bundeskanzler Olaf Scholz ihn im Januar gefragt habe, ob er für das derzeit vermutlich schwierigste Ministeramt im Kabinett zur Verfügung stehe, habe er sofort zugesagt.