Wachsende Abstiegsrisiken Einkommen in Deutschland ungleich wie nie

Berlin · Arme bleiben arm, und Reiche bleiben reich - die Tendenz zur sozialen Spaltung verfestigt sich. Forscher raten zu mehr Anstrengungen für Aufstieg durch Bildung.

 Der Aufstieg in eine Einkommensgruppe wird immer schwieriger.

Der Aufstieg in eine Einkommensgruppe wird immer schwieriger.

Foto: Stephanie Pilick/Archiv

Armut in Deutschland verfestigt sich nach einer neuen Studie zunehmend. Die Verteilung des Einkommens wird immer undurchlässiger, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Berlin mitteilte.

Einen neuen Höchststand gibt es laut dem neuen WSI-Verteilungsbericht bei der Ungleichheit der Einkommen. Zwischen 1991 und 1995 schafften es demnach noch rund 58 Prozent der Armen, in eine höhere Einkommensgruppe aufzusteigen. Knapp 20 Jahre später, zwischen 2009 und 2013, gelang das innerhalb von fünf Jahren nur noch 50 Prozent.

Aber auch die Reichen bleiben immer häufiger reich. Zwischen 1991 und 1995 konnten sich rund 50 Prozent der sehr Reichen in der obersten Einkommensklasse halten. Von 2009 bis 2013 waren es fast 60 Prozent.

Die Ungleichheit bei den Einkommen in Deutschland ist laut der Studie auf einem neuen Höchststand. Nach einem Absinken des entsprechenden statistischen Werts nach 2005 stieg dieser in den vergangenen Jahren wieder an - zuletzt besonders deutlich.

Die Studie zeige, "dass die Reichen heute eher reich bleiben und die Armen eher arm bleiben", sagte WSI-Direktorin Anke Hassel. Die Politik müsse mehr tun für gleiche Chancen auf Bildung und gegen Arbeitslosigkeit und geringfügige Beschäftigung. Geboten sei gezielte frühkindliche Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien.

Die WSI-Forscherin Dorothee Spannagel betonte, dass es besonders in der unteren Mittelschicht wachsende Abstiegsrisiken gebe. Die jüngsten Daten des Reports stammten zwar von 2013. Doch auch in jüngster Zeit hätten sich die Entwicklungen wohl kaum geändert - trotz Rekordbeschäftigung und guter Konjunktur.

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